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Mauer- und Alpensegler: HauptAutor Alfred Engeler im Interview

Segler sind unglaublich faszinierende Vogelarten. Dieser Meinung ist auch Segler-Spezialist und Autor Alfred Engeler, sonst hätte er den beiden Vogelarten «Mauer- und Alpensegler» wohl kaum ein eigenes Buch gewidmet! Im Interview erzählt er uns mehr darüber, wie und wo sich … Weiterlesen →

Segler sind unglaublich faszinierende Vogelarten. Dieser Meinung ist auch Segler-Spezialist und Autor Alfred Engeler, sonst hätte er den beiden Vogelarten «Mauer- und Alpensegler» wohl kaum ein eigenes Buch gewidmet!
Im Interview erzählt er uns mehr darüber, wie und wo sich seine Wege mit den Flugbahnen der Segler gekreuzt haben. Er gibt Tipps für Lai:innen, lässt an seinem Erfahrungsschatz teilhaben und gibt uns so einen perfekten Eindruck seines Buchs.
Abgeschlossen wird das Fragen-Antworten-Spiel mit einer zu Tränen rührenden Geschichte …

Mauerseglerschwarm im Gleitflug. ©iStock.com avs lt


Woher kommt Ihre Faszination für die Segler? Was macht sie so besonders und wie kam es dazu, genau diesen beiden Seglerarten ein eigenes Buch zu widmen?

Schon als Kind war ich von großer Tierliebe erfüllt. Insbesondere die Vögel und unter diesen die Mauersegler mit ihrer besonderen Lebensweise faszinierten mich. Alpenseglern begegnete ich viel später. Gleichzeitig wurde ich auf die Wohnungsnot dieser Vögel aufmerksam, und eine Wetterkatastrophe Ende Mai 1983 spielte mir in Form eines erschöpften Mauerseglers meine zukünftige Lebensaufgabe vor die Füße. Während Jahrzehnten widmete ich daraufhin einen Hauptteil meiner Freizeit der Beobachtung und Betreuung der Segler, der Erhaltung und Neuschaffung von Brutplätzen. Meine langjährige intensive Beschäftigung mit den Seglern, meine Sachkenntnis und Erfahrung zusammen mit meiner nie erlahmenden Begeisterung haben mir schließlich den Mut gegeben, das Buchprojekt in Angriff zu nehmen.

Wie kann ich als Laie oder Laiin einen Mauersegler von einem Alpensegler unterscheiden?

Das ist leicht anhand einiger wesentlicher Merkmale vom Alpensegler möglich. Stimmlich ist der Triller des Alpenseglers gegenüber dem eher schrillen «Sriee»-Ruf des Mauerseglers gut zu erkennen. Bei der optischen Unterscheidung spielen Entfernung und Lichtverhältnisse mit. Der Alpensegler hat einen weißen Bauch, was aber manchmal im Gegenlicht nicht gut zu erkennen ist. Außerdem ist der Alpensegler wesentlich grösser und hat eine langsamere Flügelschlagfrequenz. Am leichtesten lassen sich die Unterschiede im direkten Vergleich feststellen, wenn also beide Arten zusammen zu beobachten sind.

Spielerische Verhaltensweisen wie hier sind in den Gruppen oft zu beobachten. ©iStock.com Savany

Mauer- und Alpensegler sind gefährdet. Neben natürlichen Fressfeinden und dem Wetter sind auch wir Menschen an der Gefährdung der Segler beteiligt. Können Sie hierzu ein oder mehrere Beispiele ausführen?

Eine Bedrohung durch direkte Verfolgung gibt es heute kaum mehr. Hingegen ist der Verlust an Nistplätzen für den schleichenden Rückgang der Segler hauptverantwortlich – in Europa leben 95 % der Mauersegler in menschlichen Siedlungen! Eine wachsende Bedrohung stellt der Insektenrückgang dar, ebenfalls verursacht durch den Menschen.

Wir können hier bei uns in Bern das Treiben und Leben der Alpensegler ganz wunderbar am Universitätsgebäude bei der großen Schanze beobachten. Können Sie uns noch weitere Orte in der Schweiz nennen, wo man diese faszinierenden Tiere (Alpen- und Mauersegler) entdecken kann?

Beobachtungsmöglichkeiten gibt es viele. In der Stadt Bern lassen sich Alpensegler in größerer Zahl z. B. gut an der Lorrainebrücke beobachten, aber auch am Rathaus (Aareseite) und weiter stadtabwärts. In Biel und in Burgdorf bietet sich die Stadtkirche an, in Solothurn das Bieltor. Fast alle größeren Städte in der Schweiz beherbergen mittlerweile eine oder mehrere Alpenseglerkolonien (Zürich: Fraumünster).

Mauersegler sind in Bern an vielen Orten in den Quartieren zu beobachten, so an der Unitobler, im Obstberg- und im Elfenauquartier, an der Kirche Bümpliz, an der Kirche Spiegel, am Morillonschulhaus in Wabern (Nord- und Ostseite), in Burgdorf am Gymnasium, am Pestalozzischulhaus etc.

Wie können wir diese Flugakrobaten unterstützen? Kann ich als Einzelperson auch hilfreiches tun?

Hilfe kann hauptsächlich durch eine Verbesserung des Nistplatzangebots geboten werden, also durch die Montage von Nistkästen an Gebäuden. Das ist für Einzelpersonen eine sehr wirksame Maßnahme. Zweckgebundene Spenden an Vogelschutzvereine oder Pflegestationen sind ebenfalls sinnvoll. Damit können Schutzprojekte oder die Pflege von Seglern unterstützt werden.

Ein Mauersegler ist mit einer Feder im Schnabel unterwegs zu seinem Nest. ©Shutterstock Dilomski

Wie soll ich handeln und was ist zu beachten, wenn ich einen verletzten Segler finde?

Für Lai:innen ist schwer zu erkennen, was dem Vogel fehlt. Deshalb sollte man am besten den Segler in einer Schachtel mit Luftlöchern unterbringen und zu einer Pflegestation bringen. Die Vogelwarte gibt Auskunft, wo sich solche Stationen befinden. Dort wird der Vogel fachgerecht untersucht und behandelt. Segler können, wenn es nicht anders geht, unbeschadet bis zum folgenden Tag ohne Futter bleiben. Bei sichtbaren Verletzungen sollte aber schnell gehandelt werden (Leidensdruck).

Welche Botschaft möchten Sie mit dem bibliophilen Werk vermitteln?

Mauersegler und Alpensegler gehören seit Jahrhunderten zu unserem Lebensraum. Sie zu erhalten, ist eine unserer Aufgaben für die Zukunft: als Bestandteil der Natur und als Botschafter einer Welt, die für uns alle lebenswichtig ist, und nicht zuletzt: als Bringer von Freude in unserem eigenen Dasein.

Der Alpensegler hat ungefähr 30 % mehr Spannweite als der Mauersegler (vgl. die Abmessungen in den Tabellen). ©Dreamstime Tassos1966

Und zum Schluss: Haben Sie ein besonderes Erlebnis in Verbindung mit diesen Vogelarten, das Sie geprägt hat und das Sie hier mit uns teilen möchten?

Immer wieder wurden mir junge Mauersegler abgegeben, die aus dem Nest gefallen waren. In den meisten Fällen lieferte ich sie in einer Pflegestation ab und war damit die Sorgen los. Einmal forderte mich jedoch eine Pflegerin auf, das Junge selbst aufzuziehen. Ich besorgte im Fachhandel Heimchen. Vorsichtig begann ich den schon älteren Jungvogel, der stark abgemagert war, zu füttern, am Anfang nur ganz wenig, abwartend, bis die Verdauung wieder in Gang kam. Mir war bewusst, dass der Zustand, in dem ich den Vogel aufgegriffen hatte, schon so kritisch war, dass nur wenig Überlebenschancen bestanden. Nach der ersten Phase galt es, das Junge wieder zu Kräften kommen zu lassen, also Füttern alle zwei Stunden, in den ersten Tagen auch nachts. Der Vogel kam mit zur Arbeit, da regelmäßig gefüttert werden musste, und das mehr als zwei Wochen lang. Schließlich kam der Tag der Freilassung. Der Segler flog aus der Hand auf, drehte eine große Schlaufe und landete kurz darauf wieder vor meinen Füssen. Ich war von seiner offenbar überlegten Handlungsweise überrascht: Mir blieb nur der Schluss übrig, dass er aus irgendeinem Grund wieder in meine Obhut zurückkehren wollte. Da ich mir sein Verhalten nicht erklären konnte, brachte ich ihn in die Vogelwarte. Die Untersuchung ergab, dass er eine Lungen-Infektion hatte und medizinisch gepflegt werden musste. Nach einer Woche war er dann bereit zum zweiten, diesmal definitiven Start. Leider konnte ich nicht dabei sein. Überglücklich war ich trotzdem. Die innige Verbundenheit mit diesem Geschöpf war eines der schönsten Erlebnisse in den Jahren meiner Beschäftigung mit den Seglern.

Am jungen Mauersegler fällt die schützende Federbraue auf. Das Gefieder des Jungvogels hat einen deutlichen Stich ins Grau, und die Schnabelregion ist sehr hell. Gut sichtbar sind die weißen Federsäume. Der Segler, hier schon fast ausgewachsen, wurde vom Autor aufgezogen. Er konnte erfolgreich in die Freiheit entlassen werden. ©Alfred Engeler


Alfred Engeler ist pensionierter Sekundarlehrer und Segler-Spezialist. Die Liebe zu den Vögeln und besonders zu den Mauerseglern begleitet ihn seit seiner Kindheit. Seit den 1980er-Jahren widmete er seine Freizeit der Beratung beim Erhalt oder bei der Neuschaffung von Nistplätzen. Er war über 30 Jahre lang Vorstandsmitglied des Vereins «Berner Ala» (heute BirdLife Bern) und betreute das Ressort Seglerschutz.