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HauptAutorin Annekathrin Schmid: Obstbäume verstehen

Warum braucht ein Apfelbaum einen Partnerbaum, während ein Pflaumenbaum ein «Single» bleiben kann? Warum wird aus dem Kern eines Boskop-Apfels nicht wiederum ein Boskop? Und warum fallen im Juni viele Birnen vom Baum? Diese und viele weitere Fragen beantwortet Annekathrin … Weiterlesen →

Warum braucht ein Apfelbaum einen Partnerbaum, während ein Pflaumenbaum ein «Single» bleiben kann? Warum wird aus dem Kern eines Boskop-Apfels nicht wiederum ein Boskop? Und warum fallen im Juni viele Birnen vom Baum?

Foto: Annekathrin Schmid

Diese und viele weitere Fragen beantwortet Annekathrin Schmid in ihrem druckfrischen Buch «Obstbäume verstehen». Anhand von vielen Bildern und spannenden Informationen erfahren wir, wie ein Obstbaum «tickt» und was in seinem Inneren vor sich geht.

Anlass für ein Gespräch mit der Autorin.


Ein sehr alter und voll in der Blüte stehender Pflaumenbaum. Seine Lebensenergie ist noch nicht erschöpft. Foto: Annekathrin Schmid

Wie kamen Sie auf die Idee ein Buch über Obstbäume zu schreiben?
Ich habe mir vor 10 Jahren ein Stück Land gekauft, etwa 10 000 Quadratmeter. Da habe ich eine Wiese angelegt, eine Hecke, einen Teich, und dann wollte ich auch noch eine Streuobstwiese. Ich hatte mich für bestimmte Obstsorten entschieden, aber in der Baumschule las ich über Unterlagen, Stammhöhe, guter Pollenspender und Ähnlichem, und konnte wenig damit anfangen. Als dann in einer Diskussion mit Freunden die Frage aufkam, warum ein Obstbaum nach einem Winterschnitt so viele Wassertriebe hat, die überall austreiben, und niemand so recht Bescheid wusste, war die Idee geboren.

An wen richtet sich Ihr Buch?
In meinem Buch erkläre ich die Botanik der Obstbäume mit einfachen Worten und deswegen richtet es sich an alle die an Natur und Garten Interesse haben. Im Besonderen natürlich an diejenigen, die selber Obstbäume haben, vielleicht gerade einen Schnittkurs machen, oder an Schülerinnen und Schüler des Gartenbaus.

Ein in voller Blüte stehender Kirschbaum. Die Blütenbuketts der Kirsche öffnen sich alle zur selben Zeit. Foto: Annekathrin Schmid

Lerne ich mit Ihrem Buch denn wie ich meine Bäume schneiden muss?
Ja und nein. Ja, weil Sie den Baum nach der Lektüre besser verstehen und wissen, was seine Bedürfnisse sind und sich beim Schnitt danach richten können. Und nein, hier bekommen Sie keine konkreten Ratschläge, was Sie tun sollten. Sie wissen es nach dem Lesen selber.

Gibt es aber vielleicht doch ein paar einfache Regeln für das Schneiden?
Ja, sorgen Sie für Platz und dafür, dass sich die Äste nicht gegenseitig behindern, denn auch Äste mit ihren Blättern und Früchten sind untereinander im Wettbewerb um Licht und Wärme. Kürzen Sie nach unten gebogene Äste. Achten Sie auch darauf, nicht zu viel von den neu gewachsenen Zweigen wegzuschneiden, weil ein Ast mindestens zwei Jahre alt sein muss, bevor dort ein Apfel hängt. Und wenn Sie so einen jungen Zweig abschneiden, dann muss der Baum von vorne anfangen.

Foto: Annekathrin Schmid

Wie viele Obstbäume wachsen bei Ihnen?
Da mein Grundstück groß ist, habe ich viele. Äpfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen süß und sauer, eine Quitte. Jeweils zwei oder auch mehrere von einer Art. Auch ein Walnussbaum ist dabei, die Rote Donaunuss und ein Pfirsichbäumchen, gezogen aus einem Kern von einer Freundin.

Haben Sie einen Lieblingsbaum?
Nein, eigentlich nicht. Ich freue mich über die Frohwüchsigen. Und wie der Name schon sagt: Das sind die, denen es bei mir gefällt, die gesund sind und gut wachsen, wie meine Birne Pepi oder meine Feilnbacher Zwetschge.

Birne ‘Pepi’ – eine schmackhafte, zwei Wochen lagerfähige Birne. Foto: Annekathrin Schmid

Wie alt kann ein Baum werden?
Das kommt darauf an, welche Unterlage Sie haben. Man muss wissen, dass unsere Obstgehölze aus der Baumschule eine Art Mischlingswesen sind. Es gibt einen Stamm mit Wurzel und darauf wird z.B. ein Schweizer Orangenapfel gesetzt. Die beiden wachsen zusammen und aus zwei Organismen wird einer. Das nennt man veredeln. Und da man die Eigenschaften der Wurzel kennt, weiß man, wie schnell oder langsam der Baum wächst oder ob er gut mit Trockenheit zurechtkommt oder nicht. Und man weiß auch, je nachdem welche Unterlage man wählt, ob der Orangenapfel 25 Jahre alt wird (das ist so mit der Unterlage mit dem Namen M9) oder 80 Jahre mit der Unterlage A2.

 

Sie beschreiben im Buch sehr viele spannende Vorgänge. Was fasziniert Sie besonders?
Beeindruckt bin ich davon, dass ein Baum schon neun Monate vorher Nährstoffreserven für den Neustart im nächsten Frühjahr in den Wurzeln einlagert. Er sorgt vor.

Auch fasziniert mich der Gegensatz zwischen seiner Robustheit einerseits und der Verletzlichkeit anderseits. So ist der Baum fest im Boden verankert, und wenn er einmal richtig Fuß gefasst und Wurzeln geschlagen hat, dann steht er und nichts kann ihn erschüttern. Und andererseits wiederum ist er so verletzlich, wenn seine Rinde vermeintlich oberflächlich beschädigt wurde, dann kann das für ihn lebensbedrohlich werden, weil relativ weit außen die wichtigen Leitungsbahnen verlaufen, die ihn mit Nährstoffen aus den Blättern versorgen.

Am Stamm eines Apfelbaumes sprießt ein junges Ästchen. Es umgeht die «Rangordnung» des Wachsens, die besagt, dass sich nur auf dem Zweig des Vorjahres Neuwuchs entwickeln kann. Foto: Annekathrin Schmid

Welche drei wichtigsten Tipps würden Sie Gärtnerinnen und Gärtnern mitgeben, die gerne einen Obstbaum (oder mehrere) pflanzen möchten?
Wenn Sie einen Obstbaum pflanzen, achten Sie darauf, dass er viel Sonne bekommt, damit die Blätter ausreichend Fotosynthese machen und Energie tanken können.

Wenn es kein kleiner Busch- oder Spindelbaum ist, braucht er Platz, damit er sich in die Höhe und Breite ausbreiten kann.

Und wenn der Boden einigermaßen fruchtbar ist und vor allem Wasser durchlässt, kriegen die Bäume genügend Nährstoffe und keine nassen Füße, und dann kann einem guten Gedeihen nichts mehr im Wege stehen.


Annekathrin Schmid ist promovierte Pädagogin und lehrt an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg. Seit vielen Jahren ist sie Besitzerin eines großen Biotops mit Streuobstbäumen, Bienen, Teich und Wiese. Lange stand sie vor den Regalen mit Obstbau-Fachliteratur und fand nicht, was sie suchte: ein Buch mit verständlich aufbereitetem, theoretischem Wissen für Hobby-Obstbauern. So beschloss sie, das Buch, das sie nicht fand, selber zu schreiben.