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Figur im Raum: Abstand und Körpersprache

«Der Raum existiert nicht, man muss ihn schaffen» Alberto Giacometti Wie wirkt eine Figur im Raum? Wie interagiert sie mit ihrer Umgebung und wie schafft sie selbst neuen Raum? Mit «Figur im Raum» präsentiert Peter Boerboom ein inspirierendes Werk, das … Weiterlesen →

«Der Raum existiert nicht, man muss ihn schaffen» Alberto Giacometti

Wie wirkt eine Figur im Raum? Wie interagiert sie mit ihrer Umgebung und wie schafft sie selbst neuen Raum? Mit «Figur im Raum» präsentiert Peter Boerboom ein inspirierendes Werk, das Leserinnen und Leser dazu einlädt, diese vielschichtige Beziehung zeichnerisch zu entdecken.

Der Mensch und seine Umgebung stehen dabei im Mittelpunkt des reich illustrierten Buches. Zeichnungen, Fotografien und Collagen verdeutlichen die vielfältigen Möglichkeiten, Figuren im Raum zu inszenieren. Vom schnellen Skizzieren über das gezielte Platzieren bis hin zur bewussten Raumgestaltung: Peter Boerboom zeigt, wie Figuren im unendlichen Raum schweben, sicher auf festem Boden stehen oder spannungsvoll in Ecken gedrängt werden. Dabei lädt er zum Nachmachen ein und regt zum eigenen Weiterentwickeln an.

In diesem Beitrag schauen wir uns das Kapitel zur Körpersprache und zur Darstellung menschlicher Beziehungen genauer an:

„Die räumlichen Beziehungen menschlicher Körper spielen offensichtlich eine enorme Rolle für die Reaktion von Menschen aufeinander,“ schreibt Richard Sennet in Fleisch und Stein, „dafür, wie sie einander sehen und hören, ob sie einander berühren oder Distanz wahren.“ Unsere Abstandzonen lassen sich in vier Bereiche unterteilen, die uns ellipsenförmig – nach vorne ist etwas mehr Raum – umgeben: Am nächsten um unser Zentrum herum befindet sich die intime Distanzzone, daran anschießend liegt die persönliche Zone für Freund:innen und Familie, dann folgt die soziale Distanzzone und am weitesten entfernt von unserem Mittelpunkt ist die öffentliche Distanzzone. Kommt uns jemand zu nah, weichen wir zurück und wehren wir uns. Zwei oder mehr Figuren in einem Bild stehen immer in einer Beziehung zueinander. Wie sind sie ausgerichtet und wie viel Platz nehmen sie im Bildraum ein?

Ein kreativer Akt hat sie so zusammengeführt, auf eine Bühne gestellt. Und da erzählen sie eine Geschichte – auch ohne Worte. Die Pose, die sie einnehmen, sendet ebenso viele Signale aus wie Position und Abstand dies tun. Alle Körperglieder sind daran beteiligt, von der aufrechten oder gebeugten Wirbelsäule über die ausgebreiteten oder eng anliegenden Arme bis hin zu den geschwätzigen Füßen, die schon wegwollen, lange bevor der Rest des Körpers bereit ist mitzugehen.

Zweierkonstellationen

Beziehungen

Ein Größenunterschied, wie in der Zeichnung ganz oben in diesem Beitrag, signalisiert sofort, wer das Sagen hat. Umso überraschender ist dann, wenn das Schwache Stärke zeigt und umgekehrt. Ein Plot für viele Geschichten: King Kong, David gegen Goliath und viele andere. Sind die Größen der Figuren gleich, beschreiben Abstand, Körperhaltung und Richtungen die Beziehungen.

 

Geschwätzige Füße

Mit der Art, wie wir auf dem Boden stehen, senden wir entscheidende Signale aus. Es heißt auch, die Füße können nicht lügen. Sie seien am ehrlichsten, weil sie am weitesten vom Kopf entfernt sind und deshalb unterhalb unseres rationalen Radars liegen. Tatsächlich zeigen sie unsere momentane Stimmung, unsere Gefühle und Wünsche.

 

Bild oben: Die Füße zeigen in die Richtung des Interesses.
Bild unten links: Bilden die Füße einen Kreis, sind die Personen in einem intensiven Gespräch.
Bild unten rechts: Obwohl zugewandt, zeigen die Füße in eine andere Richtung.

Von oben links nach unten rechts:

  • lässig, vertrauensvoll
  • klassisch, Kontrapost
  • unterwürfig, instabil
  • verschränkt, verschlossen
  • aktiv, ungeduldig
  • aktiv
  • dominant, raumgreifend

Illustrationen: Peter Boerboom
Text: adaptiert aus «Figur im Raum»


Peter Boerboom studierte zwischen 1991 und 1998 an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Sauerbruch. Er studierte außerdem Kommunikationsdesign an der Fachhochschule für Gestaltung in München. Er ist Gründungsmitglied der Künstlergruppe „Department für öffentliche Erscheinungen“ und realisiert gemeinsam mit Carola Vogt Kunst- und Fotografieprojekte. Zudem unterrichtet er Zeichnen, Darstellungstechniken und Visuelle Kommunikation an der Schule für Holz und Gestaltung in Garmisch-Partenkirchen.