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Herzlich Willkommen!

Für kleine und große Kinder: Du kannst zeichnen!

«Ich kann nicht zeichnen!» Wie oft haben wir diesen Satz bereits gehört oder vielleicht selber schon gesagt. Tabea Heinicker zeigt in ihrem Buch «Du kannst zeichnen!», dass jede:r zeichnen kann, vom kleinen bis zum erwachsenen Kind! Denn es geht hier … Weiterlesen →

«Ich kann nicht zeichnen!»
Wie oft haben wir diesen Satz bereits gehört oder vielleicht selber schon gesagt.
Tabea Heinicker zeigt in ihrem Buch «Du kannst zeichnen!», dass jede:r zeichnen kann, vom kleinen bis zum erwachsenen Kind! Denn es geht hier nicht um Perfektion, sondern darum seinen eigenen Charakter zu entdecken, zu entwickeln und zu stärken.
So entstehen Bilder, die etwas Persönliches erzählen.
Aber lesen Sie selbst und lassen Sie sich inspirieren …

Alle Zeichnungen im Buch stammen von Kindern. Mit Ausnahme der Duktus-Übungen. Viele Projekte werden zeichnerisch von Theo (9) begleitet. Er zeigt, wie er an Aufgaben herangeht, und lässt uns im Buch teilhaben.


INHALT
Was dieses Buch ist und was es nicht ist

Dies ist kein herkömmliches Buch zum Zeichnenlernen. Es ergänzt viele andere Herangehensweisen. Kinder werden als Künstler.innen ernst genommen. Es geht um eine Ausdrucksweise, die sich im persönlichen Zeichenduktus widerspiegelt. Es gibt kein »Malen nach Zahlen« und keine Anleitungen dazu, wie ein bestimmter Körper aufgebaut wird. Alle, die ihre künstlerischen Fähigkeiten entwickeln möchten, finden hier Ermutigungen und Hinweise, wie Zeichnen gelingen kann.

«In der Kunst geht es nicht um Perfektion, sondern um Ausdruck und Charakter.» (Tabea Heinicker)

Theos Duktus zeichnet sich durch Klarheit aus. Er setzt kräftige, sichere Striche ein, die sich in der Druckstärke kaum ändern. Für die Koloration hat Theo die Farbe mit viel Wasser verdünnt. Dadurch wirkt die Koloration so transparent, dass die Zeichnung deutlich durchscheint.

Kind sein und Kind werden
Kinder sind die besseren Zeichner. Auch bereits ältere Kinder (ungefähr bis 99 Jahre) sollen die kindliche Sichtweise und Herangehensweise wiederentdecken. Liebe große, alte Kinder, vergesst die Fluchtpunktperspektive, den Komplementär- und Simultankontrast! In diesem Buch entdecken wir Wege, die jenseits von Perfektion einzigartige Kunstwerke entstehen lassen. Gehen wir noch mal zurück zum Anfang! Löschen wir das Muskelgedächtnis unserer reifen Hände! Es ist schön, sich noch mal auf zittrige Konturen und schwungvolle Strichtänze einzulassen. Finden wir zurück zu einem intensiven Blick, der dicht am Stillleben entlanggleitet und jede Wölbung registriert!

Inspiriere dich und finde Motive
Sammle Federn, Blätter und andere schöne Fundstücke. Besonders die Natur bietet interessante Farben und Formen. Auch Kunstbücher, Muster und Alltagsgegenstände bringen dich in kreative Stimmung. Betrachte und berühre die Sachen, lass dich inspirieren. Forsche!

Theo hat die Naturfundstücke gut auf dem Blatt verteilt. Schiebe deine Motive so lange hin und her, bis du zufrieden bist.


DUKTUS
Wärme deine Hand mit Duktus-Übungen auf

Dein Duktus ist deine persönliche Art und Weise, wie du Striche zeichnest. Mit den Übungen trainierst du deine Hand und lernst, mit Bleistift und Pinsel unterschiedlich dicke und dünne Linien zu zeichnen. Dein persönlicher Strich erzählt etwas von dir. Bevor du Objekte zeichnest, findest du mit Duktus-Übungen gut ins Zeichnen hinein.

Eine erste Übung
Schleifen & Schlaufen
Striche müssen nicht gerade sein. Lass dich auf tanzende und lebendige Strichgebilde ein. Die Geschwindigkeit, mit der du zeichnest, hat Einfluss auf die Wirkung deines Strichs. Die Kunst liegt im Wechsel zwischen zarten und kräftigen Strichen.
Achte auf unterschiedliche Druckstärken.
Zeichne einige ca. 5 x 5 cm große Kästchen auf das Papier.

1. Übung: Strichtanz mit vielen Druckstärken
Wähle ein Kästchen. Bewege den Stift langsam in Form von Kurven und Schlaufen. Drücke mal mehr und mal weniger intensiv auf. Lass dich auf den Rhythmus ein. Fülle kreuz und quer das ganze Kästchen.

2. Übung: Kleine Schlaufen zeichnen
Mit freien Schwungbewegungen zeichnest du eine Reihe kleiner Schlaufen. Versuche, den Stift nicht abzusetzen. Zeichne unter die Schlaufenreihe weitere Reihen, bis das Kästchen voll ist. Die Schlaufen können sich berühren und dürfen tanzen.

3. Übung: Eine Linie wird zur Fläche gekräuselt
Zeichne wilde Schleifen und Schlaufen dicht beieinander. Arbeite mit gleichbleibendem Druck. Verteile die Schlaufen im ganzen Kästchen. Zeichne immer wieder über deine Kräuselungen, bis sich eine graue Fläche bildet.


MINDSET
Deine innere Einstellung

Die Komfortzone verlassen
Sei bereit, etwas Neues zu lernen, auch wenn du erst mal nicht so gut darin bist. Nur so kannst du wachsen und besser werden. Die Komfortzone ist ein Begriff für all das, was dir vertraut ist. Du hast Fähigkeiten und Vorlieben, für die du dich nicht anstrengen musst. Um neue Fähigkeiten zu erlernen, musst du dich anstrengen. Dies passiert in der Wachstumszone. Du fühlst dich anfangs nicht sicher. Nach und nach vergrößerst du dein Wissen und das Neue wird dir vertraut.

Mit Fehlern umgehen
Du machst keine Fehler, sondern du sammelst Erfahrungen! Plötzlich steht da ein Strich in deiner Zeichnung, der dir nicht gefällt. Wie ein Fehler sticht er dir ins Auge. Möchtest du jetzt die Zeichnung aufgeben und eine neue anfangen? Sei mutig und lass den vermeintlichen Fehler stehen! Zeichne weiter und erzähle niemandem von dem nicht perfekten Strich. Andere erkennen den Fehler nicht als Fehler.

Eva (9) hat einen Apfel begonnen, der ihr nicht gefällt. Sie hat die Kontur einfach stehen lassen. Die gesamte Zeichnung ist wunderschön.

Gefühle der Unzufriedenheit
Stelle dich den Gefühlen und reduziere das Lerntempo. Du bist trotz einiger Versuche unzufrieden mit dir? Überprüfe, ob du zu hohe Anforderungen an dich selbst stellst. Zeichne schlichte Motive. Nimm dir weniger vor. Wenn du dich entmutigt fühlst, sei gut zu dir selbst. Betrachte dich und deine Zeichnungen wohlwollend. Die Komfortzone zu verlassen, bedeutet nicht, dass du dich überfordern musst. Optimalerweise befindest du dich in der Wachstumszone. In dieser machst du kleine Schritte und fühlst dich gut dabei.

Die kritische Stimme
Lass dich nicht runterziehen! Kennst du diese nörgelige Stimme in dir? Sie ist nie zufrieden und macht dich auf viele Fehler aufmerksam. Verlierst du deswegen manchmal die Lust am Zeichnen? Die kritische Stimme hat unrecht! Vertraue dir selbst und sprich dir gut zu! Öffne dich für Neues und erlaube dir, Erfahrungen zu sammeln. Wenn etwas in deiner Zeichnung nicht aufgeht, lass es stehen. Das nächste Mal bist du schlauer.

Wecker von Adele (10)


DUKTUS
Eine weitere Übung

Verläufe gestalten
Farbverläufe betonen die Form deines gezeichneten Objektes, sodass es räumlicher wirkt. Ein Verlauf ist der Übergang von einer Farbe zu einer anderen. Gestalte ebenso Verläufe von Dunkel zu Hell. In der Fachsprache heißt diese Technik Lavieren oder Lavurtechnik. Nutze beim Verlaufen die Kraft des Wassers. Zeichne Kästchen auf einen Bogen Aquarellpapier.

1. Übung: Einen Verlauf pinseln
Befeuchte ein Kästchen mit Wasser. Tunke deinen Pinsel in Farbe und setze einen breiten Strich oben ins Kästchen. Nun reinige deinen Pinsel. Den wässrigen Pinsel setzt du in die farbige Fläche und treibst mit dem Wasser die Farbe nach unten.

2. Übung: Eine Rundung kolorieren
Nimm mit deinem Pinsel Farbe auf und zeichne einen Kreis in ein Kästchen. Reinige deinen Pinsel im Wasser. Gehe mit dem wässrigen Pinsel in deinen noch feuchten Kreis und bestreiche ihn mit Wasser. Die Farbe läuft in das Wasser und es entsteht ein zarter Verlauf. Tupfe mit dem Pinsel, bis du zufrieden bist.

3. Übung: Schmale Verläufe gestalten
Zeichne senkrechte Pinselstriche in ein Kästchen. Reinige deinen Pinsel mit Wasser und trage Wasser ohne Farbe zwischen zwei feuchten Linien auf. Die farbigen Linien werden verlaufen. Pinsele das Wasser zwischen alle Linien und beobachte das Spiel.
Oder: Bestreiche das Papier mit Wasser. Male einen Regenbogenverlauf wie Sophia G. (9) im Bild unten rechts. Durch das Wasser im Untergrund verlaufen die Farben schön.


DRAUSSEN
Wir zeichnen die Natur: Blätter, Blüten und Zapfen
In der Natur kommen Dinge in Serie vor. Wir erforschen das Geheimnis der Muster und lernen, sie gezielt einzusetzen. Wir beobachten den Drall des Wachstums und übertragen diese Kraft auf unseren Strich. Die Natur ist eine große Inspiration für die Kunst.

»Wann ist ein Bild fertig? Wenn es dich anschaut! « Das soll der Künstler Paul Klee gesagt haben. Mit der Zeit wirst du es fühlen, wenn du fertig bist. Ist alles auf dem Bild, was dir wichtig ist? Hast du noch Lust, weiterzuzeichnen? Für Franz (9) ist das Bild fertig.


DUKTUS
Alle guten Dinge sind drei

Naturmuster in Serie
Die Natur gestaltet mit Mustern. Ein Muster ist etwas, das sich oft wiederholt. Eine Wiese besteht aus einer Serie von Halmen. Ein Baum hat viele Blätter, die sich alle sehr ähnlich sehen.

1. Erkenne das Muster deines Naturfundstücks
Betrachte und verstehe das Muster von Blättern, Halmen und Rinde. Übertrage dieses Muster auf deine Zeichnung. Hast du den Aufbau verstanden, kannst du diese Fundstücke immer wieder zeichnen. Erinnere dich an die Duktus-Übungen. Wiederhole die Muster rhythmisch mit dem Bleistift.

2. Vereinfache Muster und Strukturen
Möchtest du einen Baum mit vielen Blättern zeichnen, dann beobachte einen Baum in der Natur. Betrachte das einzelne Blatt und erkenne, wie du dieses in Serie zeichnen kannst. Setze hier den Linientanz der Duktus-Übungen ein. Blätter einer Baumkrone können mit einer gekräuselten Linie oder mit Zickzacklinien dargestellt werden.

3. Finde dein eigenes Muster
Welches Muster entsteht aus deinem Duktus? Welche Bewegung geht dir leicht von der Hand? Setze deinen persönlichen Strich ein, um mit Naturmustern in Serie zu zeichnen.


Tabea Heinicker hat an der Bauhaus-Universität Weimar Visuelle Kommunikation studiert. Sie arbeitet als selbständige Designerin vor allem im Bereich künstlerische und konzeptionelle Drucksachen. Außerdem gibt sie Zeichenunterricht für Kinder und hat ihren Ansatz in vielen Kursen erprobt und erfolgreich angewendet.