
Einfach Siebdruck: Grundausstattung und Motive übereinanderschichten
«Dieses Buch soll Lust machen auf Siebdruck, indem es zum Experimentieren und Gestalten einlädt. Die benötigte Ausstattung ist auf ein Minimum reduziert, sodass problemlos zu Hause, nötigenfalls sogar am Küchentisch, gedruckt werden kann.»
Ich beginne diesen Beitrag mit einem Zitat von Kristina Schaper aus dem Vorwort zu ihrem Buch «Einfach Siebdruck», denn genau das ist es, was sie auf den restlichen 143 Seiten liefert: Jede Menge Spaß mit minimalem Aufwand und tollen Ergebnissen!
Ein paar Dinge benötigt man aber dennoch. Im Folgenden stellen wir deshalb die Grundausstattung für den lowtech-Siebdruck zuhause vor. Anschließend haben wir eine der vielen Techniken aus dem Buch für Sie herausgepickt: Das Übereinanderschichten von Motiven – Kristina Schapers liebste Art, zu drucken.
DIE BASICS – GRUNDAUSSTATTUNG FÜR DEN SIEBDRUCK
Zwar ist beim Siebdruck, wie bei den meisten Drucktechniken, etwas Vorarbeit vonnöten, bevor du mit dem eigentlichen Drucken beginnen kannst. Du brauchst aber weder eine große Auswahl an Siebdruckrahmen und Werkzeugen noch ein perfekt ausgestattetes Atelier oder eine Werkstatt.
Auf den folgenden Seiten findest du Informationen zu geeigneten Werkzeugen und Farben und wie du dir zu Hause einen Arbeitsplatz zum Siebdrucken einrichten kannst.
Der Arbeitsplatz
Kristina Schaper schreibt dazu: «Seit einigen Jahren arbeite ich von zu Hause. Und ich vermisse mein Atelier ganz doll. Jeden Tag. Einen eigenen Raum zu haben, wo ich mich ausbreiten kann und auch gekleckert werden darf, ist etwas Großartiges! Trotzdem halten mich die Umstände nicht davon ab, meine Druckleidenschaft auszuleben – wenn auch in etwas kleinerem Maßstab. Zurzeit steht ein kleiner Allzweckarbeitstisch bei uns im Wohnzimmer. Ich drucke auf unserem Esstisch und das Auswaschen der Siebe passiert in der Dusche. Meine frisch bedruckten Stoffe hänge ich auf dem Wäscheständer zum Trocknen auf. Viele der Stoffe, die du in diesem Buch siehst, habe ich auf unserem Esstisch bedruckt.»
Der Arbeitstisch
Auch hier lassen wir die Autorin zu Wort kommen: «Der Tisch, an dem du arbeitest, sollte stabil sein und nicht wackeln. Je größer, desto besser! Siebdruck an sich ist keine besonders „kleckerintensive“ Technik, da die Farben üblicherweise nicht mit Wasser verdünnt werden. Trotzdem sollten Teppiche abgedeckt werden, falls mal etwas Farbe ihr Ziel verfehlt. Die Tischplatte wird ebenfalls abgedeckt. Ich bevorzuge beim Drucken und Stempeln auf Stoff einen weichen Untergrund, der kleine Unebenheiten ausgleicht. Als Unterlage benutze ich Malervlies aus dem Baumarkt. Dieses aus Alttextilien hergestellte Material hat eine dünne Plastikfolie auf der einen Seite. Diese schützt die Tischplatte für den Fall, dass doch mal eine größere Menge Flüssigkeit danebengeht. Ich befestige die Unterlage mit ein paar Stücken Klebeband auf der Tischplatte, damit nichts verrutscht. Darüber lege ich ein oder zwei Lagen Stoff, gewöhnlich alte Betttücher. Die oberste Lage dient als Drucktuch. Es nimmt die überschüssige Farbe beim Drucken auf.»
Die Werkzeuge
1. Rakel
Mit der Rakel wird die Farbe auf dem Sieb verteilt und durch das Siebdruckgewebe gepresst. An einer Holz-, Kunststoff- oder Metallleiste ist ein stabiler Streifen aus Gummi oder Kunststoff befestigt. Um Farbkleckse zu vermeiden, lege die Rakel zwischendurch auf einer Unterlage, zum Beispiel einem Pappteller, ab. Rakel sind in unterschiedlichen Breiten erhältlich. Je größer die Siebdruckrahmen beziehungsweise die Motive sind, die du drucken möchtest, desto breiter sollte die Rakel sein. Rakel gibt es außerdem in unterschiedlichen Härtegraden und Profilen. Der Härtegrad wird in Shore angegeben. Ich nutze Universalrakel mit einer Härte von 70 Shore und verwende diese Rakel sowohl für Textil- als auch für Papierdruck. Ich empfehle, für den Anfang mit einer Rakelbreite von 15 cm zu arbeiten. Wenn du größere Rahmen und großflächigere Motive druckst, kannst du eventuell weitere Rakel in entsprechenden Breiten anschaffen.
2. Siebdruckrahmen
Damit beim Drucken das Siebdruckgewebe, welches das Motiv trägt, gleichmäßig gespannt ist und sich nicht verzieht, während die Rakel mit Druck darübergezogen wird, spannt man das Gewebe auf einen Rahmen aus Holz oder Metall straff auf. Mehr Informationen zu Siebdruckrahmen gibt’s ab Seite 19 im Buch.
3. Spachtel
Zum Auflegen der Farbe auf das Sieb und zum Mischen der Farben sehr praktisch: weiche Spatel aus Silikon.
4. Bleistift, Schere, Papier
Die einfachsten Mittel zum Herstellen einer Siebschablone; wie die Papierschablonentechnik für den Siebdruck funktioniert, beschreibe ich auf Seite 69 im Buch.
5. Stoff zum Bedrucken
Welche Textilien du bedrucken kannst, erfährst du auf Seite 44 im Buch.
6. Klebeband
Benötige ich zum Bau meiner Rahmen sowie zum Abkleben des Siebes und einzelner Motive beim Drucken.
7. Siebdruckfarbe
Siebdruckfarbe auf Wasserbasis für den Textildruck kannst du gebrauchsfertig kaufen. Mehr zu den Farben findest du ab Seite 31 im Buch.
Nun, da wir die Grundausstattung beisammen haben, kann es auch schon losgehen. Im Folgenden verraten wir, wie man Motive übereinanderschichtet:
MOTIVE ÜBEREINANDERSCHICHTEN
Wider lassen wir die Autorin zu Wort kommen:
«Meine liebste Art zu drucken! Dabei kombiniere ich diejenigen Motive, auf die ich gerade Lust habe, und es entsteht ein neuer, spannender Unikatstoff. Mit dem folgenden Beispiel möchte ich dir meine Herangehensweise an diese Möglichkeit der experimentellen Stoffgestaltung zeigen. Auch wenn das Ergebnis auf den ersten Blick etwas zufällig aussieht, folge ich beim Drucken doch gewissen Regeln. Beim Ausgangsstoff handelt es sich um einen anthrazitfarbenen Leinenstoff mit den Maßen 112 × 140 cm. Bitte beachte: Alle verwendeten Farben in diesem Beispiel enthalten einen gewissen Weißanteil! Siehe hierzu auch die Seiten 34–37 im Buch.»
Und so geht’s:
- 1
- 2
- 3
- 4
- Aus Papier schneide ich mir eine einfache, geometrische Form aus und verteile dieses große Motiv über die gesamte Fläche des Stoffes. Damit schaffe ich eine erste Gliederung der Fläche.
- Sind die ersten Drucke getrocknet, drucke ich weitere großflächige Motive. Ich wähle bewusst noch keine detaillierten Motive, sondern bleibe bei geometrischen Formen, wie in diesem Fall den grauen Flächen mit den ausgeschnittenen Kreisen. Beim Anmischen der Farbe achte ich darauf, dass das Grau nicht zu hell ausfällt, damit das Motiv nicht zu stark in den Vordergrund tritt. Es folgt eine weitere Reihe Drucke mit dünnen Streifen in einem dunkleren Ton. Dabei überlappen sich die einzelnen Drucke bereits.
- Damit die nächsten beiden Motive sich vom Hintergrund abheben, wähle ich für die Kringel und für die kleinen Kreuze jeweils Farbtöne, denen ein hoher Weißanteil beigemischt wurde. Ich verteile die Motive über die Fläche und schließe dabei noch vorhandene Leerstellen. Außerdem achte ich beim Platzieren der Motive auf interessante Überschneidungen mit den bereits vorhandenen Formen.
- Um kleine Lücken in der Fläche zu schließen, wähle ich das Pfeilmotiv und drucke es mehrere Male an verschiedenen Stellen ab. Als Kontrast zu den überwiegend großflächigen Drucken wähle ich als Abschluss eine detaillierte Schrift. In Weiß gedruckt, hat dieses Motiv den stärksten Kontrast zum dunklen Ausgangsstoff und tritt in den Vordergrund.
Wir wünschen viel Freude beim Nachmachen!
Fotos: Kristina Schaper
Text: adaptiert aus «Einfach Siebdruck»
Kristina Schaper hat eine Ausbildung zur Bühnenmalerin gemacht und war im Anschluss Mitinhaberin eines Ateliers für Bühnendekoration und Spezialrequisiten in Hamburg. Seit einigen Jahren lebt sie mit ihrer Familie in Kopenhagen, wo sie als freie Künstlerin arbeitet und Kurse (auch online) in den Bereichen Siebdruck, Buchbinden, Stempelschnitzen, Mixed Media und Collagen anbietet. https://kristinaschaper.de/