HauptAutorin: Bärbel Oftring
Bärbel Oftring hat schon unzählige Naturbücher für Kinder und Erwachsene geschrieben. In ihrem bald erscheinenden Buch «Double-Use-Gärtnern» vermittelt sie einen neuen Ansatz, wie man seinen eigenen Garten und dessen Pflanzen vielseitig nutzen kann. Uns erzählt sie, warum sie zur Spargelliebhaberin geworden ist und für welches zukünftige Projekt sie in ihrem Garten selbst Hand anlegen wird.
Ihr neustes Buch trägt den Namen «Double-Use-Gärtnern». Wie kam es zu diesem Namen?
Zu dem Titel dieses Buches gibt es tatsächlich eine kleine Geschichte. Jedes Jahr treffe ich Regine Balmer auf der Frankfurter Buchmesse. Dann sitzen wir zusammen, tauschen uns aus und denken auch über neue Buchprojekte nach. Bei diesem Treffen auf der Messe 2015 hatten wir ein paar Ideen, aber keine wirklich zündende und ich packte schon meine Unterlagen zusammen, da ging ein Geistesblitz durch meinen Kopf: Es gibt doch tatsächlich viele Pflanzen, die nicht nur einen heilwirksamen Tee ergeben, sondern auch gute Bienenpflanze sind oder deren Früchte leckeres Vogelfutter geben und köstlich für Chutneys sind. Pflanzen mit doppelten Nutzen, mit «double-use». Regine Balmer war auch gleich begeistert und so machten wir schon auf der Buchmesse einen Knopf auf dieses Projekt. Mir gefällt der Ansatz für dieses Buch noch heute, denn dieser spezielle Blickwinkel ist ein neuer, anderer.
Sie haben bereits einige Naturkinderbücher verfasst. Worin besteht der Unterschied, ein Buch für Kinder oder Erwachsene zu schreiben?
Bei all meinen Büchern ist es mir wichtig, die Leser dort abzuholen, wo sie gerade sind. Ich möchte Bücher auf Augenhöhe mit den Lesern schreiben. Daher versetze ich mich bei der Arbeit und beim Schreiben von jedem Text in den Leser hinein. Was sind seine Erfahrungswelten? Mit welchem Blick sieht er die Welt? Was hat er mental begriffen und was gehört zu seiner Realität? Da gibt es zwar auch große Unterschiede zwischen gleichaltrigen Kindern, das erfahre ich jedes Mal erneut bei meinen vielen Lesungen in Schulen und Bibliotheken, aber die Wahrnehmungswelt eines Kindergartenkindes unterscheidet sich vehement von der eines Grundschulkindes in der 4. Klasse oder eines Erwachsenen. Wenn ich ein Buch für Kinder schreibe, begebe ich mich auf eine andere Augenhöhe als bei einem Buch für Erwachsene. Ich bekomme häufig Rückmeldungen von Erwachsenen, dass sie in meinen Büchern endlich mal das eine oder andere aus der Biologie verstanden haben, und von Kindern, dass sie mit meinen Büchern gern raus in die Natur gehen.
Was macht für Sie die Faszination Gärtnern aus?
Beim Gärtnern mag ich den direkten Kontakt mit der Erde, die Hände im Boden und Erde unter den Nägeln – das erdet mich. Zudem bin ich direkt verbunden mit dem großen Kreislauf des Lebens, mit dem Werden und Vergehen. Im Säen erwecke ich Pflanzen zu neuem Leben, im Ernten nehme ich staunend wahr, welch Reichtum die Erde schenkt und gebärt. Erschafft sie aus einem einzigen Samenkorn mit ein bisschen Erdboden, Wasser und Sonne doch 20 große Zucchini. Gärtnern verbindet für mich auch auf schöne Weise das Zusammenspiel von Mensch und Natur: Da ist der Mensch mit seiner Schöpferkraft, der ein Beet anlegt, und die Natur mit ihrer unbändigen Lebenskraft, die sogar dicke Asphaltdecken sprengen kann.
- © Bärbel Oftring
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Welche Pflanze in Ihrem Buch hat Sie mit ihrem Use am meisten zum Staunen gebracht?
Der Gewöhnliche Spargel. Mit ihm habe ich immer die leckeren Gerichte aus den weißen Stangenspargeln und arbeitsintensive Spargelfelder in Verbindung gebracht – bei den Recherchen zu diesem Buch waren die maiglöckchenähnlichen Blüten mit reichlich Nektar und Pollen plötzlich noch begehrte Bienenblumen und von den roten Früchten ernähren sich Drosseln und andere Vögel im Herbst und Winter. Und mit dem Wissen, dass im Mittelalter Spargel für uns ein übliches Gemüse war, gehört der Spargel für mich nun zu den attraktiven Gartenpflanzen. Man muss ja keine Weißspargelkultur anlegen, grüner Spargel schmeckt ohnehin viel würziger.
Was liegt Ihnen an diesem Buch am meisten am Herzen?
Mir liegt es am Herzen, dass sich Menschen als Teil der Natur begreifen und nicht als Herrscher über die Natur. Die Zukunft auf der Erde funktioniert nur im Miteinander von Mensch und Natur. Dieses Buch und die Pflanzenauswahl darin ist Ausdruck von dieser Auffassung: Wir pflanzen im Garten diejenigen Pflanzen, die den heimischen Wildtieren gut tun oder Teil unserer Natur sind, und bekommen dafür von den Pflanzen ein Geschenk: einen leckeren Tee, ein beruhigendes Bad, eine süße Marmelade, eine herzhafte Mahlzeit.
Welcher Typ Gärtnerin sind Sie?
Ehrlich gesagt, bin ich eine gemütliche Gärtnerin. Ich mache in meinem Garten nur das Nötigste, denn ich möchte in meinem Garten auch entspannen. Darum sind mir pflegeleichte Pflanzen wichtig, die sich in meinem Garten wohl fühlen – und der liegt in einer recht trockenen Ecke Deutschlands auf rund 500 m Höhe. In meinem Garten gibt es auch viele Sträucher für Vögel, eine Ganz-Jahres-Fütterungsstelle und genügend Durchlässe für den Igel.
Welches Projekt wollen Sie in Ihrem Garten noch verwirklichen?
Einen Teich. Ich stelle mir vor, dass er direkt an der Terrasse liegt, so dass diese ein wenig darüber ragen kann und ich von dort aus meine Beine baumelnd ins Wasser hängen lassen kann.
Dieses Interview mit der Autorin Bärbel Oftring ist der Startschuss zu einer Reihe von interessanten Beiträgen zu unseren neuen Gartenbüchern. In unserer Garten-Serie erfahren Sie von unseren Autoren Wissenswertes zu Themen wie „Boden vorbereiten“ und „Lebensräume richtig bepflanzen“. Seien Sie dabei und verpassen Sie keinen Beitrag.