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Herzlich Willkommen!

Haupt-Autor: Alexander Schwarz

Das Steinbildhauer-ABC: Zahnen, Prellen, Spitzen, Schleifen, etc. Hier eine kurze Anleitung  aus der Praxis der Steinbearbeitung. Sämtliche Videoanleitungen finden Sie hier. Bereits am ersten Tag seiner Steinmetzlehre war Alexander Schwarz fasziniert, wie einfach und zugleich schwierig es ist Stein zu … Weiterlesen →

Das Steinbildhauer-ABC: Zahnen, Prellen, Spitzen, Schleifen, etc.
Hier eine kurze Anleitung  aus der Praxis der Steinbearbeitung. Sämtliche Videoanleitungen finden Sie hier.

Bereits am ersten Tag seiner Steinmetzlehre war Alexander Schwarz fasziniert, wie einfach und zugleich schwierig es ist Stein zu bearbeiten, denn man denkt dabei sogleich an die großen Meister wie Michelangelo, Bernini oder Houden. Der Steinbildhauer sprach mit uns über sein liebstes Motiv, seine Ausbildungszeit und die Berufsentwicklung in Zeiten der Digitalisierung.

 

steinmetz2 Wie kamen Sie zur Steinbildhauerei und was fasziniert Sie an dieser Kunst?
Nach dem Abitur wollte ich einen handwerklichen Beruf erlernen. Entscheidend war sicherlich, dass ich als Hauptfach Kunst belegte und meine Heimat (Collenberg in Bayern) um 1900 eine Hochburg des Steinmetzhandwerks war. Die figürlichen Steinarbeiten haben mich schon sehr früh fasziniert.

Sie geben auch Kurse für Kinder und Erwachsene.
Was hat Sie motiviert, ein Einführungsbuch in die Bildhauerei zu schreiben?
Eigentlich kam mir die Idee beim Lesen eines Buches über die Technik der Acrylmalerei. Anhand des didaktischen Aufbaus dieses Buchs fiel mir auf, dass ich in meinen Kursen einen ähnlichen Aufbau verfolge. Überzeugt hat mich auch der Umstand, dass Interessierte oft keine Zeit haben einen Kurs zu belegen. Oder dass Kursteilnehmer die Techniken im Nachhinein nochmals vertiefen wollten. Ein weiterer entscheidender Grund war auch, dass es kaum Literatur für Anfänger gab, außer zwei Werken aus dem Haupt Verlag. Mein Buch ist somit das erste Buch mit konkreten Anleitungen und Projekten für Neueinsteiger.

Was wird in der Ausbildung zum Steinbildhauer gelernt?
In der Ausbildung werden die Fertigkeiten zum Steinmetz wie auch zum Steinbildhauer vermittelt. Der Steinmetz ist vergleichbar mit dem Schreiner im Holzhandwerk. Das heißt, er arbeitet vor allem nach Plänen und mit Schablonen. Der Steinbildhauer ist wie der Holzschnitzer freier in der Ausgestaltung. Wichtig in der Bildhauerei sind nicht nur die Werkzeugbeherrschung und die Materialkenntnis, sondern auch eine gute Beobachtungsgabe. Meine Erfahrung zeigt auch, dass für die Darstellung von Menschen und Tieren Anatomiekenntnisse hilfreich sind. Schlussendlich ist aber Übung in den verschiedenen Disziplinen immer notwendig. Wie heißt es? Üben bedeutet durch ständige Wiederholung eine Fertigkeit zu erlernen.

 

steinmetz4In Ihrem Atelier bearbeiten Sie Sandstein, Granit und Marmor mit Fäustel und Meißel. Welche Werkzeuge und Materialen geben Sie Lehrenden oder Kursteilnehmern in die Hand?
Zu Beginn bekommen die Kursteilnehmer den Fäustel und das Spitzeisen in die Hand. Dies sind die elementarsten Werkzeuge der Steinbearbeitung. Im Buch gibt es beispielsweise das Projekt «Steinbär», eine sehr anspruchsvolle Arbeit. Dieser Bär ist zu 95 Prozent nur mit Fäustel und Spitzeisen gehauen. Dies soll zeigen, dass man ohne viel Spezialwerkzeug schöne Ergebnisse erzeugen kann.

 

Reicht es Ihr Buch zu lesen, um danach einen Steinbrocken zu bearbeiten oder benötigt es auch einen Praxiskurs?
Dies ist sehr individuell. Ich denke, dass Interessierte, die in anderen Bereichen bereits kreativ und handwerklich gearbeitet haben, durchaus alleine mit dem Buch zurechtkommen. Der Vorteil eines Kurses ist, dass direkt Fragen gestellt und Unterstützung bei Schwierigkeiten angeboten werden können. Ich habe Teilnehmer, die immer wieder kommen, obwohl sie inzwischen keine Hilfe mehr brauchen. Aber ihnen gefällt es, in der Gruppe zu arbeiten und sich auszutauschen.

 

Nach welchen Kriterien haben Sie die Projekte im Buch ausgewählt?
Jedes Projekt steht stellvertretend für ein bestimmtes Thema sowie Arbeitstechnik. Die Projekte sind auch nach Schwierigkeitsgrad aufgebaut. Ein roter Faden, der durch sämtliche Projekte führt, ist der Wiedererkennungswert. Achtet man bei der Motivauswahl darauf, ist der Erfolg fast garantiert. Zum Beispiel: Die Echse hat einen länglichen Körper, der hinten schmal ausläuft. Fügt man noch vier Beine hinzu, erkennt der Betrachter, was dargestellt wird. In den Kapiteln «Loop – freie Form» und «Stele» werden überdies die Variationsmöglichkeiten der Formgebung und Betonung durch bestimmte Techniken behandelt.

 

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Neben den bildlichen Schritt-für-Schritt-Anleitungen im Buch haben Sie sich entschieden, ergänzend auch Videoanleitungen zu produzieren. Weshalb?
Das Behauen von Stein ist ein dynamischer Vorgang. Manche Dinge wie die Meißelhaltung und den Anstellwinkel des Werkzeuges zum Steinblock lassen sich mit einem Foto gut darstellen. Ich fordere meine Kursteilnehmer immer auf, beim Schlagen des Meißels den eigenen Rhythmus zu finden. Diese Abläufe sind im Video besser zu sehen.

 

Auf Ihrer Website stellen Sie Arbeiten wie Kreuzwege, Altare, Grabsteine, Steinbänke, Wasserspiele und Skulpturen vor. Welches ist Ihr liebstes Motiv?
Inzwischen hat sich bei mir eine Leidenschaft für den menschlichen Körper, insbesondere für das Porträt herausgebildet. Vielleicht auch, weil es die einfachste und zugleich schwierigste Arbeit in Stein ist. Einfach, weil durch den Wiedererkennungswert Augen, Nase und Mund einfach darzustellen sind, so dass selbst Kinder originelle Köpfe gestalten können. Schwierig, weil ein Porträt neben dem genauen Abbild und der Symmetrie auch das Einfangen der Persönlichkeit erfordert.

 

steinmetz5Viele kunsthandwerkliche Berufe haben in der jüngsten Vergangenheit bezüglich Materialien und Digitalisierungsmöglichkeiten neue Dimensionen erreicht. Wie sieht die Entwicklung in der Steinbildhauerei aus?
In der Steinbearbeitung ist die Zeit auch nicht stehen geblieben. Es gibt schon seit längerem Kopierfräsen, die inzwischen auch nach 3D-CAD-Entwürfen arbeiten. Dennoch ist immer eine Bildhauerarbeit notwendig, sei dies in Form eines Modells oder Zeichnung. Zudem sind diese Maschinen sehr teuer. Somit habe ich mit der individuellen Anfertigung immer noch einen Vorteil.

 

Haben Sie noch einen Tipp für Einsteiger/innen in die Bildhauerei?
Ein Plädoyer für das Selbermachen liefere ich im Vorwort meines Buches. Mein Rat ist, wagen Sie es. Mein Meister sagte immer: «Ihr dürft euch nicht hinsetzen und etwas ausdenken. Ihr müsst es machen. Nehmt euch ein Stück Stein und fangt an!»

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


steinmetz3Alexander Schwarz ist Steinmetz- und Steinbildhauermeister mit eigener Firma. Künstlerisch interessiert er sich vor allem für die Porträtbildhauerei. Er bietet in seiner Werkstatt Bildhauereikurse für Erwachsene an und leitet Workshops in Schulen für Kinder und Jugendliche.