
Die Entstehung des Buchcovers von «Die Grundlagen des Gestaltens» – Ein Making-of
Zu jedem Buch gehört auch ein Cover, logisch!
Das Buchcover ist das Erste, was man von einem Buch (neben dem Titel) in der Verlagsvorschau und später im Buchhandel wahrnimmt.
Es steht stellvertretend für das komplette Werk. Wenn das Buchcover nicht gut aufgenommen wird, d.h. nicht genügend Aufmerksamkeit erregt, dann verkauft sich das ganze Buch leider nicht, obwohl der Inhalt vielleicht hervorragend geschrieben ist!
Als Buchgestalterin ein gutes Cover zu entwerfen, setzt mich daher jedes Mal erneut unter Druck, denn ich möchte es ja bestmöglich machen!
Bei meinem Buch «Die Grundlagen des Gestaltens» habe ich mit den ersten Coverideen acht Monate vor Erscheinen des Buches gestartet. Manchmal ist zu diesem Zeitpunkt der Buchtitel noch nicht final entschieden, sodass man das Cover mit einem Arbeitstitel setzen muss. Der finale Titel kann später, vor Drucklegung, einfach ausgetauscht und ggf. von der Größe angepasst ins Coverlayout eingesetzt werden.
Im Februar 2016 stand der Titel meines Buches dann aber fest, so dass ich in meine Coverideen den «richtigen» Titel einsetzen konnte. Allein der Untertitel «Plus 50 praktische Übungen» ist später wieder auf Wunsch des Verlags und der Verlagsvertreter vom Cover verschwunden.
Anfangs hatte ich nur ein Gefühl, wie das Buchcover aussehen und was es abbilden soll. Es repräsentiert meinen Inhalt, d. h. ich muss als Buchgestalterin versuchen, mit dem Cover genau zu kommunizieren, worum es in dem Buch geht und was den potenziellen Leser inhaltlich erwartet. Ich muss ein plakatives Buch-Gefühl schaffen. Das Cover ist der Spiegel des Inhalts und dieses Gefühls. Treffe ich das nicht, ist der Leser enttäuscht, weil seine Erwartungen nach dem Kauf nicht erfüllt werden.
Wie fange ich nun konkret an? Ich starte wie jede Gestalterin mit einem weißen Blatt im richtigen Buchformat. Manchmal mache ich vorab Bleistiftskizzen. Bei dem Grundlagenbuch habe ich aber direkt angefangen, im Layoutprogramm an meinem Computer digital zu entwerfen.
Da der Inhalt bereits zum größten Teil fertig geschrieben war, wusste ich, was ich auf dem Cover kommunizieren wollte: Die Vielfalt des Themas! Das Buch ist mit knapp 300 Seiten sehr umfangreich. Es umfasst 50 praktische Übungsaufgaben sowie eine fundierte Theorie zu den zehn Gestaltungsbereichen: Komposition, Zeichnen, Muster, Fotografie, 3D-Formfindung, Farbe, Schrift, Corporate Identity, Layout und methodisches Arbeiten.
Ich konnte mir anfangs schwer nur ein einziges Bildmotiv für das Cover vorstellen, obwohl ein Einzelbild plakativer und aufmerksamkeitsstärker ist als viele kleine Bilder bzw. ein kleinteiliges Cover. Das war auch zu Beginn das Argument des Verlags, der ebenfalls eher zu einem Bildmotiv tendierte. Aber wie sollte ich ein Bild finden, das es schaffen konnte, stellvertretend den ganzen Inhalt zu repräsentieren? So kam ich zu Coverentwurf Nr. 1:
Doch parallel dazu trieb mich der Gedanke eines Mosaiks um, also einem Arrangement von vielen kleinteiligen Bildmotiven/Fotos. Dabei symbolisiert jedes Bild einen anderen Teilaspekt des Buches, sowohl aus der Theorie als auch aus der Praxis. Die verschiedenen Bilder, die ich dafür verwendete, sind selbstverständlich aus dem Buchinhalt entnommen.
Die Idee war, dem Leser zu kommunizieren, wie vielschichtig und abwechslungsreich dieses Buch ist. Hier mal drei Varianten.
Eine weitere Mosaik-Idee entstand, diesmal nur mit Elementen, die keinen Hintergrund hatten, die also freigestellt auf einem monochromen Buchcover-Hintergrund gezeigt werden können. So wirkt dieser Cover-Entwurf weniger unruhig auf den Betrachter als die vorherigen und die verschiedenen Elemente verschmelzen mehr zu einer Einheit. Hier sieht man mal sechs Varianten dieser Idee, keines davon ist das finale Cover geworden.
Parallel dachten die Verlagsherstellung und ich über die weitere Ausstattung des Buches nach. Wir entschieden uns für einen vierfarbigen Farbschnitt, d. h. alle drei sichtbaren Buchkanten sollten nach dem Binden vollflächig bedruckt werden. Dazu sollte der Buchblock runde Ecken bekommen. Beides in Kombination war eine ziemliche Herausforderung für mich als Gestalterin und für die Druckerei.
Vorab entstanden vier oder fünf Dummies mit verschiedenen Papier- und Druckvarianten des Farbschnitts, die die Druckerei für uns herstellte. Ich selbst musste den Farbschnitt im Entwurfsprozess mit Photoshop nachahmen, um eine visuelle Diskussionsgrundlage zu schaffen. Hier stellte sich zudem die Frage: Was soll auf dem Farbschnitt kommuniziert werden? Der Titel des Buches wäre doppelt, Verlag und Autor ebenso. Es gab Entwürfe mit Text und ganze ohne Text, mit Zitaten und einigem mehr. Letztendlich haben wir uns für die beste Variante entschieden: Auf dem Farbschnitt werden die verschiedenen Kapitel vorgestellt und dem Inhaltsverzeichnis vorweggenommen.
Der Verlag bekam immer wieder neue Photoshop-Varianten von mir zugeschickt. Anbei mal eine kleine (!) Auswahl, auch hier ist nicht der finale Entwurf dabei.
Der Aufwand der Vorab-Recherche bezüglich Herstellung haben sich gelohnt!
Am Ende wurde diese Variante gedruckt:
Und nach knapp einem Jahr ist das Buch bereits in die zweite Auflage gegangen! Darüber freue ich mich natürlich besonders. Denn ich weiß nun auch, dass wir gemeinsam die richtige Cover-Entscheidung getroffen haben!
Wie verläuft der Entstehungsprozess bei anderen Autor_innen?
Helen Cann, HauptAutorin von «Maps!», hat in ihrem Blog über die Entstehung ihres handgezeichneten Covers berichtet, hier geht es zum englischen Beitrag.