Zentrum und Netzwerk
Im Verlauf des 11. Jahrhunderts fordert das Papsttum zunehmend eine universale Zuständigkeit für jeden Christen. Wenn auch dieses Programm nicht vollständig realisiert wurde, so ist es doch das erfolgreichste Beispiel herrschaftlicher Raumerfassung im mittelalterlichen Europa.Bis an die Peripherie des Okzidents und auch darüber hinaus bildeten sich geordnete Strukturen der Kommunikation und der Kontaktaufnahme. Die Ausbreitung neuer Rechtsnormen, die Durchsetzung der päpstlichen Delegationsgerichtsbarkeit, die Reformanstöße durch Synoden und Päpste, das Wirken von Legaten und anderen päpstlichen Beauftragten und die politischen Aktivitäten der Päpste waren Instrumente der raumerfassenden Wirkung. Die zentralisierenden Instanzen traten indes in Konkurrenz zur Ausbildung von Netzwerken, so dass Hierarchie durch sich selbst organisierende Beziehungsmuster teils gefestigt, teils ergänzt, teils aber auch geschwächt wurde. Störungen der Kommunikation, die durch nationale Antagonismen und durch politische Rivalitäten hervorgerufen wurden, bedrohten die Einheit. Die Probleme verschärften sich, als am Ende des Mittelalters durch die erfolgreiche Etablierung einer Gegenkirche in Böhmen die Einheit grundsätzlich in Frage gestellt wurde. Der Sammelband behandelt diese Thematik in mehreren Beiträgen, wobei vor allem die Organisation der päpstlichen Gewalt, die rechtlichen Verfahren und die Kommunikationswege religiöser Vorstellungen untersucht werden. Basierend auf einem kommunikationshistorischen Ansatz untersuchen die Beiträge Wege und Barrieren des Informationsaustausches in einer Kirche, die sich als universale Instanz sah und diesen Anspruch mühevoll durchzusetzen versuchte. In the course of the 11th century, the Papacy increasingly claimed a universal authority over all Christians. Even if this programme was not fully implemented, it is still the most successful example of territorial claims being staked in medieval Europe.The present volume of collected papers approaches this topic from a number of directions, dealing above all with the organisation of papal power, legal processes and the ways in which religious ideas were communicated. The basic approach of the papers is to examine the history of communication and to analyse the paths of information exchange and the barriers to communication in a Church which regarded itself as having universal authority and laboured to establish this claim.
ISBN: | 9783110196603 |
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Auflage: | 1 |
Sprache: | Deutsch |
Seitenzahl: | 396 |
Produktart: | Gebunden |
Herausgeber: | Drossbach, Gisela Schmidt, Hans-Joachim |
Verlag: | De Gruyter |
Veröffentlicht: | 17.06.2008 |
Untertitel: | Kirchliche Kommunikationen und Raumstrukturen im Mittelalter |
Schlagworte: | Church (History) Economy) Kirche /Geschichte Kirchenorganisation Middle Ages (Church) Middle Ages (Society Mittelalter /Gesellschaft, Wirtschaft Mittelalter /Kirche Organisation of the Church |
Gisela Drossbach, Stephan Kuttner Institute of Medieval Canon Law, Ludwig-Maximilians-Universität München und TU Dresden; Hans-Joachim Schmidt, Université de Fribourg, Schweiz.