Wespennest. Zeitschrift für brauchbare Texte und Bilder / Phantomschmerz Europa
In der Schuldenkrise der Europäischen Union haben sich die Zweifel an der Idee eines vereinten Europas verstärkt. In einigen Ländern hat der wirtschaftliche Niedergang neuen und alten, linken und rechten Nationalismen Auftrieb gegeben. Die politischen Eliten haben die Bevölkerungen ihrer Länder darüber im Unklaren gelassen, welches Europa sie wollen - nicht zuletzt, weil ihnen die politische und kulturelle Integration nie ein ernsthaftes Anliegen war. Europa scheint uns gegenwärtig Phantomschmerzen zu bereiten: Für viele ist es der verhasste Schmerz, der von einem nicht greifbaren Phantom ausgeht, das ihre Lebensbedingungen diktiert, für andere der Schmerz um die unvollständig gebliebene Verwirklichung einer notwendigen Idee.
Europa ist aus den Fugen geraten. Massenproteste und das Aufflammen nationalistischer Stereotype sind Symptome der inneren Ungereimtheiten des aktuellen europäischen Staatenverbunds.? Grund dafür ist nicht nur eine schwer fassbare Elite, die schmerzhafte Lebensbedingungen diktiert, sondern auch die unvollständig gebliebene Verwirklichung einer notwendigen Idee. Zeit für eine Besichtigung unseres gemeinsamen Hauses haben sich György Dalos, Pier Virgilio Dastoli, Lukas Hammerstein, Ariel Magnus, Jan-Werner Müller, Anton Pelinka u.a. genommen. Für transatlantischen Ausgleich sorgt Geert Mak auf seiner Suche nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, ein Gespräch mit Ivan Klíma ruft die Teilung der Welt in zwei Blöcke in Erinnerung und als europäische Expertin für poshlost und Nostalgie wird Dubravka Ugrešic porträtiert.