Vertrauen und Politik
Die „Krise der Politik“, der „Mangel an Glaubwürdigkeit“, der „Verlust an Vertrauen“ – diese Stichworte sind zur Zeit in aller Munde und 1992 avancierte der Begriff „Politikverdrossenheit“ sogar zum Wort des Jahres. Die Diagnose ist demnach eindeutig, doch wie sollen Politiker und Gesellschaft mit diesem Problem umgehen? Gesine Schwan widmet sich in ihren Ausführungen dieser schwierigen Frage. Mit Hilfe einer ideengeschichtlichen Rückbesinnung verdeutlicht sie den kategorialen Zusammenhang von Vertrauen und Politik: Erst auf der Basis von Vertrauen wird Freiheit möglich und Zwang entbehrlich und somit stellt Vertrauen eine Grundbedingung des politischen Zusammenlebens dar. Doch Vertrauen bedeutet keine auf Wissen beruhende Sicherheit und ist insofern ein Wagnis. Vertrauen in der Politik verlangt demnach nach Kontrolle, es muss eine Balance geben zwischen der Möglichkeit, Vertrauen zu schenken, und der Notwendigkeit, Kontrolle auszuüben. Eine wesentliche Ursache für den seit einigen Jahren zu beobachtenden Verlust von Vertrauen in unserer Gesellschaft sieht Gesine Schwan in der Kolonialisierung aller Lebensbereiche durch das Prinzip des ökonomischen Wettbewerbs und plädiert deshalb dafür, die reine Marktlogik nicht auf alle gesellschaftlichen Bereiche auszudehnen, sondern die Eigenlogik von Teilsystemen innerhalb des großen Ganzen anzuerkennen.
Autor: | Schwan, Gesine |
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ISBN: | 9783980960328 |
Auflage: | 1 |
Sprache: | Deutsch |
Seitenzahl: | 39 |
Produktart: | Kartoniert / Broschiert |
Herausgeber: | Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus |
Verlag: | Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus |
Veröffentlicht: | 01.04.2006 |
Untertitel: | Politische Theorie im Zeitalter der Globalisierung |
Schlagworte: | Auseinandersetzen Bundesrepublik Deutschland Globalisierung Politik Theodor Heuss Vertrauen |
Prof. Dr. Gesine Schwan, 1943 in Berlin geboren, studierte in Berlin und in Freiburg/Breisgau sowie zur Vorbereitung ihrer Dissertation in Warschau und Krakau. Nach der Promotion erhielt sie eine Assistenz-Professur an der Freien Universität Berlin, wo sie sich 1975 habilitierte. Ab 1977 lehrte sie als Professorin für Politikwissenschaft an eben dieser Universität und setzte ihre Schwerpunkte in den Feldern Theorien des Sozialismus, Demokratietheorien und politische Kultur. Zahlreiche Forschungsaufenthalte führten sie vor allem in die USA, aber auch nach Großbritannien. Frau Schwan beschränkte ihre Aktivitäten nicht auf die universitäre Forschung, sondern sie suchte schon früh die Verbindung von Wissenschaft und Praxis: Als Mitglied der Grundwertekommission beim Parteivorstand der SPD, als Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder oder 2004 als Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten setzte sie Akzente in der politischen Diskussion.