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Jemanden einen Versager zu nennen, ist die größtmögliche Beleidigung, wurzelt darin doch das Urteil, dass sich im Versagen der angesprochenen Person etwas Bahn gebrochen hat, das ohnehin nicht zu vermeiden war: Wer versagt hat, hat das eigene Leben verfehlt, wer versagt hat, ist unfähig, das zu leisten, was allen anderen Menschen scheinbar mühelos gelingt. Neben dem sozialen Urteil, das andere über einen fällen, existiert jedoch auch die Selbstbezichtigung: Ich habe versagt. Doch ab wann man von Versagen spricht, dafür gibt es keine genauen Kriterien.Nora Weinelt zeichnet die Wege nach, über die der aus der Mechanik stammende Begriff des Versagens Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch findet, und zeigt, dass er erst in unserer postmodernen Gesellschaft, in der noch jedes Scheitern nachträglich als Etappe zum Erfolg beschrieben werden muss, seine ganz und gar vernichtende Schlagkraft voll entfaltet.
Autor: Weinelt, Nora
ISBN: 9783751830379
Auflage: 1
Sprache: Deutsch
Seitenzahl: 119
Produktart: Kartoniert / Broschiert
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 27.02.2025
Schlagworte: Gesellschaft Herkunft Klasse Kulturgeschichte Kulturtheorie Literaturgeschichte Pädagogik Versagen Versager Ökonomie
Nora Weinelt studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Italienische Philologie und promovierte zu einer Poetik des Versagens im europäischen Roman um 1900. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Augsburg forscht sie derzeit zum Surrealismus der Nachkriegszeit.