Therapeutischer Wille unter Strom
Unter dem Psychiatriepionier Max Mu¨ller werden in der Heil- und Pflegeanstalt Mu¨nsingen in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre zwei neue körperliche Therapieformen erprobt. Zur Praxis des Insulinschocks findet hier eine stark beachtete internationale Fachtagung statt; bei der Elektroschocktherapie gehört Mu¨ller zu den Ersten, die sie ausserhalb Italiens anzuwenden beginnen. In den Archiven des Psychiatriezentrums Mu¨nsingen (PZM) spiegelt sich die Geschichte des Elektroschocks eindru¨cklich: das erste Jahrzehnt der unmodifizierten Behandlungsweise mit Knochenbru¨chen und Luxationen als Nebenwirkungen; die Suche nach einer modifizierten Behandlungsform mit Kurznarkose, Muskelrelaxans und ku¨nstlicher Beatmung ab den späten 1940er-Jahren; der therapeutische Alltag der folgenden Jahrzehnte mit erfolgreichen Kuren und Remissionen, aber auch mit zwangsweisen Behandlungen im Dienst der Anstaltsordnung. Die wachsende Palette der Psychopharmaka und die zunehmende internationale Kritik am Elektroschock fu¨hren 1988 zur Streichung des Therapieangebots. In einem abschliessenden Gespräch wird geklärt, warum im Psychiatriezentrum Mu¨nsingen die Elektroschock- respektive Elektrokonvulsionstherapie seit 2017 wieder angeboten wird.
Unter dem Psychiatriepionier Max Mu¨ller werden in der Heil- und Pflegeanstalt Mu¨nsingen in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre zwei neue körperliche Therapieformen erprobt. Zur Praxis des Insulinschocks findet hier eine stark beachtete internationale Fachtagung statt; bei der Elektroschocktherapie gehört Mu¨ller zu den Ersten, die sie ausserhalb Italiens anzuwenden beginnen. In den Archiven des Psychiatriezentrums Mu¨nsingen (PZM) spiegelt sich die Geschichte des Elektroschocks eindru¨cklich: das erste Jahrzehnt der unmodifizierten Behandlungsweise mit Knochenbru¨chen und Luxationen als Nebenwirkungen; die Suche nach einer modifizierten Behandlungsform mit Kurznarkose, Muskelrelaxans und ku¨nstlicher Beatmung ab den späten 1940er-Jahren; der therapeutische Alltag der folgenden Jahrzehnte mit erfolgreichen Kuren und Remissionen, aber auch mit zwangsweisen Behandlungen im Dienst der Anstaltsordnung. Die wachsende Palette der Psychopharmaka und die zunehmende internationale Kritik am Elektroschock fu¨hren 1988 zur Streichung des Therapieangebots. In einem abschliessenden Gespräch wird geklärt, warum im Psychiatriezentrum Mu¨nsingen die Elektroschock- respektive Elektrokonvulsionstherapie seit 2017 wieder angeboten wird.
Autor: | Lerch, Fredi |
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ISBN: | 9783033074569 |
Auflage: | 1 |
Sprache: | Deutsch |
Seitenzahl: | 132 |
Produktart: | Kartoniert / Broschiert |
Verlag: | PZM Psychiatriezentrum Münsingen |
Veröffentlicht: | 01.11.2019 |
Untertitel: | Die Geschichte des Elektroschocks in der Heil- und Pflegeanstalt Mu¨nsingen |
Schlagworte: | EKT Elektrokonvulsionstherapie Elektroschock Geschichte Elektroschock Geschichte Psychiatrie Geschichte und Archäologie Gesellschaft und Sozialwissenschaften Heil- und Pflegeanstalt Mu¨nsingen Medizin, Gesundheit Psychiatrie Psychiatriezentrum Mu¨nsingen AG |
Fredi Lerch (*1954) ist Journalist und Publizist und lebt in Bern. Im Zentrum seiner Arbeit stehen immer wieder sozial- und kulturpolitische Themen mit aktuellem oder zeitgeschichtlichem Fokus. Als Journalist und Redaktor der WochenZeitung (WoZ), begann er sich ab Mitte der 1980er-Jahre mit Fragen der Psychiatrie im Zusammenhang mit Fu¨rsorgerischen Zwangsmassnahmen sowie Fragen der Institutions- und Psychopharmakakritik zu befassen. Über das Psychiatriezentrum Mu¨nsingen hat er insbesondere eine vierteilige Reportage unter dem Titel «Gesellschaft – bitte melden!» geschrieben (2003).