Heinz Neumärker - Sichten
Eine Reise durch die Welt des Zirkus – Zwischen Spektakel und Alltag Carsten Neumärker stellt mit „Sichten“ den fünften Band mit Bildern seines Vaters Heinz vor Der Zirkus – für viele ist er ein Ort des Staunens, der waghalsigen Artistik und der leuchtenden Scheinwerfer. Doch wer diesen Bildband aufschlägt, begibt sich auf eine ganz andere Entdeckungsreise. Hier steht nicht die Glitzerwelt der Manege im Zentrum, sondern das, was um sie herum geschieht. Die Fotografien, aufgenommen zwischen 1956 und 1983, sind das Werk des aufmerksamen Beobachters Heinz Neumärker (1935-2017): Er war ein Amateurfotograf und zugleich ein großer Zirkusenthusiast. Nebenberuflich reiste er über fünf Jahrzehnte lang den Gastspielen hinterher, überwiegend in der für ihn von seinem Wohnort Leverkusen aus gut erreichbaren Orten des Rheinlandes und Ruhrgebietes. Er hielt die flüchtige Welt des Zirkus in ihrer ganzen Mobilität mit der Kamera fest. Sein Sohn Carsten Neumärker hat nun mit dem Band „Sichten“, dem fünften, eine weitere Auswahl aus dem zirka 200.000 Bilder umfassenden, bislang größtenteils noch unveröffentlichten Nachlass publiziert, den er seit 2019 aufarbeitet und ordnet. Der Band beginnt mit imposanten Weitwinkelaufnahmen, die einen fast kartografischen Blick auf den Zirkus erlauben. Die Kunsthistorikerin und -journalistin Barbara Hess merkt im Vorwort an, dass diese Aufsichten oft aus erheblicher Höhe aufgenommen worden sein müssen: „Dies war für den Fotografen, der ohne die Unterstützung von Drohnen auskam, ein besonderes Kunststück“. Im weiteren Verlauf der Bildserie wird der Blick direkter, wir sehen die Betriebsamkeit kurz vor Abschluss der Aufbauarbeiten. Es sind diese unscheinbaren Szenen, die der Band in großer Fülle zeigt – die Schattenseite des Glanzes, die harte Arbeit, die erst möglich macht, was später in der Manege gefeiert wird. Danach verliert sich die Kamera förmlich zwischen den Wohnwagen, dort, wo die Grenze zwischen Artistenwelt und Normalität immer weiter verschwimmt. Die hinteren Bildtafeln des Buches zeigen uns eine menschenleere Szenerie – Ablageorte von Requisiten und Konstruktionsteilen, vermutlich während Auf- oder Abbauarbeiten aufgenommen, in teilweise chaotischer (Un-)Ordnung. Ein besonderer Blickfang ist das letzte Motiv, das in einem Rückspiegel die mobilen Wohneinheiten des Zirkus reflektiert – eine visuelle Metapher für Bewegung und Vergänglichkeit zugleich. Heinz Neumärker teilte wohl eine Faszination mit Alexander Kluge, der im Vorwort zitiert wird und der in seinen filmischen und literarischen Arbeiten immer wieder die Bedingungen und Hintergründe des Zirkuslebens reflektierte. Wie Kluge einmal bemerkte, ging für ihn die eigentliche Faszination des Zirkus von der schlichten Beobachtung aus, wie ein Zirkuszelt abgerissen, transportiert und an einem neuen Ort wieder aufgebaut wurde. Was diesen Bildband so besonders macht, – und dies ist der Verdienst des Herausgebers – ist seine Erzählweise: Durch die geschickte Komposition der Aufnahmen entsteht eine filmische Bewegung, die uns zuerst in die Weite und dann immer tiefer in die Zirkuswelt hineinführt. Vom ersten großen Panorama über die dynamischen Blicke auf das Geschehen bis hin zu den intimen Momenten hinter den Kulissen erleben wir eine Welt, die in ständiger Bewegung ist. Heinz Neumärker: „Sichten – Circusfotografien von 1956 bis 1983“, herausgegeben von Carsten Neumärker, 176 Seiten SW, 31x31cm, Hardcover, Fadenheftung, Leinen, mit 85 Abbildungen, Digitaldruck auf Arctic Volume 150gr, fast zwei Kilo schwer, € 78,00. ISBN 978-3-982623-2-8
Autor: | Hess, Barbara |
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ISBN: | 9783982672328 |
Auflage: | 1 |
Sprache: | Deutsch Englisch |
Seitenzahl: | 178 |
Produktart: | Gebunden |
Herausgeber: | Neumärker, Carsten |
Verlag: | Vision Eins |
Veröffentlicht: | 01.04.2025 |
Untertitel: | Circusfotografien von 1956 bis 1983 |
Schlagworte: | 50er Jahre 60er Jahre Circus Circus-Fotografie Fotografie Nachkriegsjahrzehnte Rheinland Tierschau Zirkus-Fotografie Zirkusplatz Circusplatz |