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Eine Neudeutung im Zeichen der Form – der vermeintliche Antimodernist Rudolf Borchardt rückt erstmals in das Zentrum der Formtheorie der klassischen Moderne. Seit sich die Forschung zu Rudolf Borchardt deutlich belebt hat, reproduziert sie beharrlich das Bild eines kulturkonservativen Antimodernisten. Auch die breite editorische Erschließung seines Werks, die eine Gestalt von überraschender Universalität und Dialogfreude sichtbar gemacht hat, hat an diesem Bild nichts geändert. Ingo Stöckmanns Buch »Formverlangen« lenkt den Blick demgegenüber auf die vielgestaltige literarische Formtheorie, die Borchardts Essays und Reden ausarbeiten – gleich ob sie vom Zusammenbruch der Überlieferung, ihrer ›schöpferischen Restauration‹ in hoch ambitionierten Übersetzungs- und Editionsprojekten, von bewunderten Referenzautoren, historischen Architekturen und Kulturlandschaften, der entfesselten Wanderschaft von Menschen und Dingen durch die Katastrophen der Geschichte oder dem Schicksal der Philologien sprechen. Damit wird Borchardts Formdenken als zentrales Theoriemoment einer literarischen Moderne sichtbar, in der die rauschenden Sprachbeschwörungen und idiosynkratischen Konzeptwelten des Autors nie heimisch werden wollten. Dennoch gehören sie dieser Moderne an: In dem Maße, in dem der Name »Borchardt« im Rahmen der Studie nur der Name für ein Formproblem ist, ist Borchardts ›Antimodernismus‹ ein Selbstmissverständnis des Autors.
Autor: Stöckmann, Ingo
ISBN: 9783835357020
Auflage: 1
Sprache: Deutsch
Seitenzahl: 608
Produktart: Gebunden
Verlag: Wallstein Verlag
Veröffentlicht: 25.09.2024
Untertitel: Rudolf Borchardts Formen
Schlagworte: Antimoderne Architektur Formtheorie Konservatismus Konzeptwelten Kulturlandschaften Moderne Neudeutung Philologie Wanderschaft