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Athanasius von Alexandrien (ca. 295-372 n.Chr.), in der Regel nur als machtbewusster Patriarch und Verfechter der nizänischen Orthodoxie bekannt, wirkte nicht weniger nachhaltig auf die Frömmigkeitsgeschichte seiner Zeit. Seine Epistula ad Marcellinum, die in lebenspraktisch-seelsorgerlichem Stil bibelhermeneutische Reflexionen zum sprituellen Gebrauch des Psalters entwickelt, ist ein glänzendes Zeugnis der Psalmenfrömmigkeit, des "Psalmodic Movement" des 4. und 5. Jh.s. Zugleich enthält sie weitreichende Bezüge zu dogmen- und liturgiegeschichtlichen sowie zu poetologischen und musiktheoretischen Fragen, so dass ihr aufgrund dieses breiten Spektrums eine große kulturgeschichtliche Bedeutung zukommt. Die erstmals nach modernen kritischen Maßstäben erstellte Edition des Werkes kann somit im interdisziplinären Forschungsgespräch im weiten Horizont der christlichen Transformierung der spätantiken Lebenswelt und Kultur einen besonderen Stellenwert beanspruchen. The first modern, text-critical edition of the Epistula ad Marcellinum by Athanasius of Alexandria presents all of the transmitted manuscripts including the Oriental versions.
Dietmar Wyrwa, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften; Kyriakos Savvidis, Universität Bochum.