Ein Sommertag im Krieg
Kosovo, 12. Juni 1999. Mit der »Operation Joint Guardian«, dem D-Day im Kosovo, beginnt der Einmarsch der Bundeswehr im Rahmen der KFOR-Mission in den südwestlichen Teil des Kosovo. Die NATO-Sicherheitstruppe Kosovo Force, kurz KFOR, soll den Abzug der jugoslawischen Truppen und die Entmilitarisierung des Kosovo überwachen und für ein sicheres Umfeld sorgen. Einer von ihnen ist der Berufssoldat Werner Pfeil, der sich seit Monaten in Mazedonien mit der 3. Kompanie des verstärkten Jägerbataillons auf den Einsatz vorbereitet. Zwanzig Jahre danach beschreibt er als Kommandant eines Führungspanzers den Tag des Einmarsches ins Kriegsgebiet, seinen D-Day in Richtung Zwischenziel Prizren im Kosovo. Ungeschminkt erzählt Pfeil über die emotionale Seite während des Einsatzes. Dabei reflektiert er seinen Seelenzustand in einer bemerkenswerten Offenheit. Ängste, Unwägbarkeiten und die Hilflosigkeit einigen Erlebnissen gegenüber zeigt er schonungslos auf. Es ist der Kontrast zwischen dem friedlichen Leben in Deutschland und der Angespanntheit in der Kriegsregion, die pure Angst, der Situation ausgeliefert zu sein, die Ungewissheit über das nächste Ereignis, die fast nicht aushaltbar scheint. Die Akteure wissen zwar, was zu tun ist, aber mit der Verarbeitung der potenziell traumatisierenden Erlebnisse werden sie alleine gelassen. »Ich spürte Übelkeit, hatte plötzlich Angst. Sie machte sich vom Zeh bis in den Kopf breit wie ein Tsunami. Erst kleinere Wellen, dann immer größer werdend, bis sie über mir zusammenschlugen. Der Puls raste, und obwohl ich tief atmete, blieb die Sorge, nicht ausreichend Sauerstoff zu bekommen. Ich war gefangen – in der Situation, im Panzer und in der engen Luke. Die flirrende Hitze, die nach mir griff und mich umarmte, machte es nicht besser. Ich hasste das Wetter, die vom Schweiß getränkte Kleidung, die starre Schutzweste … einfach alles. Die Vibration des Motors unter Belastung und die schlechte Piste schüttelten uns von den Füßen beginnend, über die Schenkel bis in die Halswirbel durch. Ich atmete flach, als wenn mir das Gefühl des Gefangenseins zu wenig Platz bot. Das Herz schlug wie wild, der Kopf leerte sich zunehmend, keine Gedanken, nur noch nackte Angst. Ich kämpfte gegen das Versinken in Apathie … war regungslos wie das Kaninchen vor der Schlange.« Werner Pfeil wirft einen unverblümten Blick in die Seele eines Soldaten während des Kampfeinsatzes. »Ich will den Leserinnen und Lesern deutlich machen, wie man Krieg und Zerstörung erlebt, wie diese Erlebnisse sich auf die Gemütsverfassung auswirken und wie leicht man Gefahr läuft, in der Vergangenheit zu verharren.« Ein Tatsachenbericht über die Zerrissenheit eines Soldaten zwischen Diensterfüllung und emotionaler Überforderung.
Autor: | Pfeil, Werner |
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ISBN: | 9783957682086 |
Auflage: | 1 |
Sprache: | Deutsch |
Seitenzahl: | 240 |
Produktart: | Gebunden |
Verlag: | Olzog ein Imprint der Lau Verlag & Handel KG |
Veröffentlicht: | 24.06.2019 |
Untertitel: | Mein D-Day im Kosovo |
Schlagworte: | 12. Juni 1999 Befreiungsarmee Berufssoldat Bewältigungsstrategie Bundeswehreinsatz Bürgerkrieg NATO-Einsatz Veteran Völkerrecht humanitäre Intervention |
Werner Pfeil wurde im März 1957 in Paderborn geboren. Gemeinsam mit drei Brüdern erlebte er eine unbeschwerte Kindheit bei den Eltern in Hövelhof, die er oft genug zur Weißglut brachte. Seine Schulzeit war von Kurzschuljahren und einer Portion Faulheit geprägt und endete mit dem Hauptschulabschluss. Nach einer abgeschlossenen Lehre zum Dreher und einigen Jahren als Geselle trat er 1978 als Wehrpflichtiger in die Bundeswehr ein. Bis hin zum Berufssoldaten durchlief er an diversen Standorten im gesamten Bundesgebiet und bei unterschiedlichen Truppengattungen seine Ausbildung in der Feldwebellaufbahn. In dieser Zeit holte er in Hamburg die Hochschulreife nach, die ihn für die Offizierslaufbahn qualifizierte. Die Karriere mit ihren üblichen Umzügen hatte gegenüber Heimatnähe keine Chance. Trotz einiger Standortwechsel fühlt er sich in der Heimat Hövelhof, am Tor zur Senne und an den Quellen der Ems, zu Hause. Zwei erwachsene Kinder und Enkelkinder, die zusammen mit ihm und seiner Mutter ein Mehrgenerationenhaus bewohnen, tragen dazu bei. 2010 begann ein neuer Lebensabschnitt, denn nach 32 Dienstjahren schied er nicht nur aus der Bundeswehr aus, sondern lernte eine Frau kennen, mit der er in einer Wochenendbeziehung lebt. Sie führt ihn abwechselnd an die Weser und an die Ems. Seither nennt er sich, bedingt durch die vielen Auslandseinsätze zwischen 1996 und 2008, heute zu Recht Pensionär und Veteran. Seit September 2015 veröffentlichte er schauplatzorientierte Spannungsromane, die Senne-Krimis. Er ist Mitglied im Papyrus Autorenclub und im Syndikat, der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur. Die Entwicklung der Persönlichkeit des Autors Werner Pfeil vollzog sich vor dem Hintergrund wechselnder und einschneidender Umstände im Laufe des Lebens. Einen Wendepunkt stellten sicherlich die Operationen mit Exekutiv-Funktionen dar, die Ausübung von Zwang gegen andere im Rahmen IFOR, SFOR, KVM, KFOR und ISAF. Im Buch beschreibt er ungeschminkt einen Lebensabschnitt, indem er protokollarisch den Tag des Einmarsches, dem »D-Day«, in Richtung Zwischenziel Prizren im Kosovo thematisiert. Dabei reflektiert er seinen aktuellen Seelenzustand in einer bemerkenswerten Offenheit. Ängste, Unwägbarkeiten und die Hilflosigkeit bei einigen Erlebnissen zeigt er schonungslos auf.