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Die Musik wird allgemein entweder als eine realistische oder eine abstrakte Kunst verortet. Dieser Annahme stellt der diesjährige Sonderband die Frage entgegen, ob und wie sich Orte der Musik im Gefüge von Vorstellung, Imagination, Phantasma, Intuition und dem Imaginären bestimmen lassen. Wurde der Einbildungskraft die Funktion zugeschrieben, absente Wirklichkeit in der Vorstellung präsent werden zu lassen, sodann Welten oder "Geisterreiche" unabhängig von Realität hervorzubringen, so bezeichnet das Imaginäre – sei es ein ästhetisches oder politisches – einen an sich bedeutungslosen, leeren Zwischenraum, eine "Wahrnehmungslücke", die aus je anderer Sicht geschlossen wird. Die weiße, auf ihre scheinbar koordinative Randeinfassung reduzierte Seekarte aus Lewis Carrolls "The Hunting of the Snark" artikuliert diesen Projektionsraum des Imaginären. Roland Barthes hat in diesem Sinn den Eiffelturm "funktionslos" genannt, weil ihm Bedeutung und starker Symbolgehalt nur von außen zugesprochen wird. Nach Wolfgang Iser ist die Intensionslosigkeit des "leeren Zeichens" grundlegend für das Imaginäre, dem Sinn von Aktivierungsfeldern unterschiedlichster Art zugewiesen wird. Diesen Feldern in Form imaginärer Szenen und Räume – flankiert von Philosophie und Kunsttheorie – in der Musik von Richard Wagner bis hin zu Pierre Boulez, Mark Andre und Manos Tsangaris nachzugehen, gilt das Interesse dieses Sonderbandes.
ISBN: 9783869165042
Auflage: 1
Sprache: Deutsch
Seitenzahl: 230
Produktart: Kartoniert / Broschiert
Verlag: edition text + kritik
Veröffentlicht: 01.01.2016
Schlagworte: Imaginäre Kunst Imaginäres Kunsttheorie Musik-Konzepte Musiktheorie Roland Barthes Semiotik Wolfgang Iser