Die ethnische Gliederung der Wohnbevölkerung Roms und die Rolle etruskischer Immigranten Um selbst König zu werden, ersucht Romulus die Anwohner auf den Hügeln um Zustimmung. Mithilfe seines Großvaters kann er die Leute in der Gegend überzeugen und wird als Herrscher eingesetzt. Die erste Amtshandlung des neuen Königs ist es, das Wohngebiet der Anwohner entsprechend den drei ethnischen Gruppen zu verteilen. Diese ethnischen Gruppen waren in den Stämmen der Ramnes (Latiner), der Titienses (Sabiner) und der Luceres (Etrusker) organisiert. In den römischen Quellen ist davon die Rede, dass Romulus auch den Neusiedlern Wohngebiete zugeteilt hätte, also Wohnsitze an solche Leute vergab, die von außerhalb kamen, um sich enthusiastisch am Aufbau der Stadt zu beteiligen. In diesem Kontext wird der Ausdruck colonus (»Kolonist«) verwendet, und der ist aus dem Etruskischen entlehnt. Der Hinweis auf etruskische Neusiedler ist schlüssig, bedenkt man, dass das Know-how der Stadtplanung und urbaner Infrastruktur den Römern von etruskischen Experten vermittelt wurde). Die von Romulus eingeführte Aufteilung der Wohnviertel nach einer ethnischen Stämmegliederung diente als verwaltungstechnische Grundlage für die Berechnung von Steuern und für die Aushebung von Soldaten. An der Spitze eines jeden Stammes stand ein Beamter (tribunus), und die Angehörigen eines Stammes wurden in zehn Kurien (curiae) eingeteilt. Jede Kurie war verpflichtet, 100 Fußsoldaten und zehn Reiter zu stellen. Die Hundertschaft der Soldaten war die Zenturie (centuria). Aus den Zenturien rekrutierten sich eigene Abteilungen von Leibwächtern (insgesamt 300 satellites) des Königs, und in der etruskisch geprägten Nomenklatur der Institution des Königtums in Rom wurden diese Ritter celeres genannt: celeres älteste Bezeichnung der römischen (latinischen, sabinischen und etruskischen) Ritter in den Zenturien der Tities, Luceres, Ramnes Die frühe Präsenz etruskischer Immigranten spiegelt sich auch in der Topographie der Stadt Rom: »Roma selbst, die Hügel Velius und Caelius, der Stadtteil Subur(r)a, um nur Bekanntestes zu nennen, sind aller Wahrscheinlichkeit nach etruskischen Ursprungs; wie es in Rom ja auch ein eigenes Etruskerviertel um eine der ältesten Straßen Roms, den vicus Tuscus, gab« (Gertraud Breyer).
Autor: | Haarmann, Harald |
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ISBN: | 9783737411172 |
Sprache: | Deutsch |
Produktart: | Gebunden |
Verlag: | Marix |
Veröffentlicht: | 03.06.2019 |
Untertitel: | Geschichte einer Mosaikkultur |
Schlagworte: | Antikenforschung Archeomythology Archäomythologie Entstehung der Römischen Republik Etrurien Etrusker Europäische Geschichte: Römer Geschichte und Archäologie Griechen Historische Sprachwissenschaft Italien Kontaktlinguistik Kulturkontakt Kultursymbiose Kulturwortschatz Latein Lazio Mittelitalien Rom Römer Römische Geschichte Römische Kultur Römisches Reich Toskana Tyrrhenien Tyrrhenier Tyrrhenoi Tyrsener Tyrsenoi Verstehen eintauchen |
"Dr. Harald Haarmann, geb. 1946, ist Sprach- und Kulturwissenschaftler. Seit 2003 ist er Vizepräsident des Institute of Archaeomythology und Direktor von dessen European Branch in Finnland. Zu seinen Veröffentlichungen gehören mehr als 50 Bücher, wovon etliche in mehr als zehn Sprachen übersetzt worden sind. Für seine Arbeit ist Harald Haarmann mehrfach ausgezeichnet worden, u. a. mit dem »Prix logos« (Frankreich, 1999), dem »Premio Jean Monnet« (Italien, 1999) und dem »Plato Award« (Großbritannien, 2006). Seine aktuellen Forschungsthemen befinden sich in den Bereichen Archäomythologie, Kulturgeschichte, Antikenforschung und Kontaktlinguistik."