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Herzlich Willkommen!
Nach der Schlacht bei Waterloo lag Frankreichs Nationalstolz darnieder, nur noch auf wenigen Gebieten war es möglich, Reputation und alte Größe wiederzuerlangen. Eines davon war die Wissenschaft, und nur sie allein konnte auf den Weltmeeren mit der Duldung der Engländer rechnen. Gerade zum richtigen Zeitpunkt kam also der Vorschlag des Fregattenkapitäns Louis de Freycinet zur Ausführung einer wissenschaftlichen Expedition rund um die Welt. 1814 hatte er die 15 Jahre jüngere Rose Marie Pinon geheiratet, und als die Forschungsreise genehmigt wurde, war das Paar nicht gewillt, die mehrjährige Trennung hinzunehmen: Rose de Freycinet begab sich am Abend vor der Abfahrt als Mann verkleidet an Bord der "Uranie". Zu Beginn ihrer Weltumsegelung war Rose de Freycinet 22 Jahre alt. Nicht ohne Klage erträgt sie während der folgenden drei Jahre Piraten und Eisberge, Stürme und Erdbeben, Bälle und Menues, entflohene Sträflinge und Feuer an Bord -- und schließlich den Schiffbruch, der die Besatzung zwei Monate lang auf den kargen Falkland-Inseln festhält. Doch ihr Leid äußert sie niemals laut -- denn das hatte sie sich zu Beginn der Fahrt geschworen --, sondern nur in ihrem Journal, Briefen, in denen sie ihrer Freundin Caroline de Nanteuil vom Fortgang der Fahrt berichtete. Rose de Freycinet ist nicht die erste Frau, die die Welt umrundete, aber sie ist die erste, von der ein schriftliches Zeugnis einer solchen Reise existiert. Die Briefe, die sie zwischen 1817 und 1820 schrieb, gewähren uns einen einzigartigen, historisch wichtigen und menschlich berührenden Einblick in die koloniale und maritime Welt zu Beginn des 19. Jahrhunderts -- und sie zeigen uns die einzigartigen Erlebnisse, den Humor und die Kühnheit dieser jungen Frau. Deutsche Erstausgabe
Autor: Freycinet, Rose de
ISBN: 9783941924017
Auflage: 1
Sprache: Deutsch
Seitenzahl: 384
Produktart: Gebunden
Herausgeber: Uszinski, Michael
Verlag: Verlag der Pioniere
Veröffentlicht: 29.04.2011
Untertitel: Tagebuch einer Reise um die Welt, geschrieben 1817 bis 1820.
Schlagworte: Entdeckungsreise Guam Kamehameha Malwinen Marianen Napoleon Pendelbeobachtung Port Jackson Shark Bay Sydney
Louis Claude de Saulces de Freycinet (1779-1842) hatte als junger Offizier (gemeinsam mit seinem Bruder Louis Henri) an der Forschungsreise Nicolas Baudins teilgenommen. Nachdem Baudin schon während der Fahrt gestorben war, veröffentlichten François Péron und de Freycinet die Ergebnisse der Reise, nach dem Tode Pérons gab Louis de Freycinet den zweiten Band des Werks alleine heraus. -- 1814 heiratete er die 15 Jahre jüngere Rose Marie Pinon. Als der Antrag auf seine Forschungsreise genehmigt wurde, war das Paar nicht gewillt, die mehrjährige Trennung hinzunehmen. An der "Uranie" wurden kleinere Umbauten vorgenommen und Rose de Freycinet begab sich am Abend vor der Abfahrt als Mann verkleidet an Bord. -- Mit dieser Aktion nahm Louis ein großes Risko in Kauf, die Anwesenheit von Frauen an Bord französischer Marineschiffe war verboten, und eine Entdeckung hätte seine Karriere beenden können. Nach der Rückkehr wurde das Paar für seinen Wagemut gefeiert, ihre Reise galt als Triumph der romantischen Liebe, und die Admirabilität ergriff niemals Maßnahmen gegen den ungehorsamen Kapitän. König Louis XVIII. merkte an, dass dieser Akt ehelicher Hingabe entschuldigt werden müsse, zumal er nicht so leicht wiederholt werden könnte. Auch im Militärgerichtsverfahren, das im Dezember 1820 den Schiffbruch der "Uranie" untersuchte, war Roses Anwesenheit an Bord kein Thema. Im Übrigen wäre es ein Leichtes gewesen, Rose auf Réunion von Bord holen zu lassen, was jedoch nie ernsthaft versucht wurde. -- Louis de Freycinet war in den folgenden Jahren weitgehend von der Veröffentlichung des mehrbändigen Expeditionsberichtes in Anspruch genommen, für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Kartographie und der Messung des Erdmagnetfeldes wurde er zum Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften ernannt, die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Expedition wurden von einer hochkarätig besetzten Gutachterkommission, zu der auch Alexander von Humboldt gehörte, gewürdigt. -- Als Paris 1832 von einer Choleraepidemie heimgesucht wurde, erkrankte er schwer, aber dank der Pflege durch Rose und seinen Freund Dr. Gaimard, den Assistenzarzt der Uranie, wurde er gerettet. Rose infizierte sich jedoch während dieser Zeit und schied binnen weniger Stunden dahin. Von diesem Verlust erholte sich Louis nie wieder, er wurde zunehmend depressiv und erlag zehn Jahre später einem Herzanfall.-- Zu Beginn ihrer Weltumsegelung war Rose de Freycinet (1794-1832) 22 Jahre alt. Ihre Mutter, Jeanne Pinon, betrieb seit dem Tod ihres Mannes (etwa 1803) ein Internat für junge Damen in Paris, auf dem Rose eine gute Bildung erhielt. Ihrer Ausbildung entspricht auch ihre Sprache: Rose ist eine versierte Briefeschreiberin, aber beileibe keine Schriftstellerin. -- Mit 19 heiratet sie Louis Claude de Saulces de Freycinet, den Spross einer alten Adelsfamilie, die sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Für die bevorstehende mehrjährige Reise fürchtet sie um ihren Mann, auch wegen dessen schwacher Gesundheit, ein weiterer Grund für sie, mitzusegeln. An Wissenschaft und Seefahrt nicht sonderlich interessiert, vertreibt sie sich die Zeit an Bord mit Gitarre spielen, Sticken und Nähen sowie dem Schreiben von Briefen -- so jedenfalls stellt sie es ihrer adligen Freundin Caroline de Nanteuil gegenüber dar. -- Aber wie ihr Leben an Bord wirklich aussah, das können wir nur ahnen -- aus ihrer Schilderung erfahren wir es jedenfalls nicht. Allein durch ihre Existenz dürfte diese junge, schöne Dame beträchtliche Unruhe an Bord verursacht haben, als einzige Frau unter 120 Männern, aber schnell setzen sich äußerst höfliche Verhaltensweisen durch: Kommt sie an Deck, räumen die rauen Seeleute stillschweigend das Feld und unterdrücken ihre Flüche, ist einer von ihnen an Durchfall oder Skorbut erkrankt, versäumt sie es nie, sich nach seinem Zustand zu erkundigen und ihm Brühe zu senden. In den offiziellen Berichten suchen wir sie aus den genannten Gründen vergeblich. -- Als wichtigste Quelle bleibt uns Jacques Arago, der die Reise in mehreren Büchern verwertete: "Unsere engelsgleiche Gefährtin", wie er sie nennt, "war hübsch, von zarter Konstitution, und mit einer schlanken Figur, deren fließende Linien es schnell gelernt hatten, sich auf das Neigen und Rollen des Schiffes einzustellen." Während des Schiffbruchs sieht sie Pulverfässer an offenem Feuer vorbeitreiben, ohne mit der Wimper zu zucken, auch wenn sie, gleich den anderen, den baldigen Tod erwartet. James Weddell schließlich, der sie auf den Falklands traf, bescheinigt ihr "in der Mitte der größten Gefahr und Verwirrung eine überraschende Festigkeit und Gelassenheit des Geistes". -- Ihr unverhofftes Erscheinen dürfte in jedem Hafen beträchtliches Aufsehen erregt haben. Die liebevolle Sympathie, die Rose für ihre neu gewonnenen Freunden rund um die Welt empfindet, beruht natürlich auf Gegenseitigkeit, und die wenigen erhalten gebliebenen Zeugnisse sprechen mit Hochachtung und Warmherzigkeit von dieser couragierten Frau. Offizielle Spuren ihrer Weltumsegelung finden wir nur in den Namen einer Insel ("Ich taufte dieses Eiland Île de Rose," schreibt Louis de Freycinet in seinem Reisebericht, "nach jemandem, der mir äußerst teuer ist"), und einer von den Doktoren Quoy und Gaimard auf Rawak neu entdeckten Taubenart (Columba Pinon, die Rotaugen-Fruchttaube). Viel mehr ist nicht von ihr geblieben. -- Außer um ihren Mann kümmert sie sich in den Jahren nach der Rückkehr um die drei Kinder ihrer Freundin Caroline und nimmt ihren Neffen Louis (oder Lodoix, 1820-1877), den Sohn ihres Schwagers Henri de Freycinet und seiner Frau Clémentine, für mehrere Jahre in ihre Obhut. Unter ihrer eigenen Kinderlosigkeit leidet sie schwer.