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Das Melodram war in vieler Hinsicht eine zwiespältige Gattung. Vom Konzertpublikum des 19. Jahrhunderts wurde es geliebt, von Komponisten dagegen lange Zeit nur wenig geschätzt. Am Ende des Jahrhunderts aber erlebte es in der deutschen Hoch- und Massenkultur einen rückhaltlosen Aufschwung. Das klangvolle Sprechen mit musikalischer Begleitung wurde im wilhelminischen Reich zeitweilig zum Inbegriff musikalischen Fortschritts. Daneben kulminierte im Melodram und seinem pathetischen Habitus eine politische Ästhetik, die eng an bürgerliche Vorstellungen von »deutscher Macht und deutschem Wesen« gekoppelt war. Im vorliegenden Band wird versucht, die ästhetische und geistige Nachbarschaft dieser Gattung zum Deklamationsstil an damaligen Hofbühnen und zum Bayreuther Sprechgesang aufzuzeigen. Dies waren weitere hochkulturelle Spielarten eines fatalen bürgerlichen Sprach- und Sprechbewusstseins. Ihr Höhepunkt und Ende fiel nicht zufällig mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs zusammen. Beigefügt ist eine CD mit teilweise lange vergessenen Originaltönen zeitgenössischer Sprecher.
Autor: Nöther, Matthias
ISBN: 9783412200978
Auflage: 1
Sprache: Deutsch
Seitenzahl: 338
Produktart: Kartoniert / Broschiert
Verlag: Böhlau Köln
Veröffentlicht: 23.04.2008
Untertitel: Melodram, Deklamation und Sprechgesang im wilhelminischen Reich
Schlagworte: Bürgertum Fin-de-Siècle Melodrama Richard Wagner Wilhelminische Epoche